Karriere an der Uni? Hallo, Kettenvertrag und andere Probleme

Wer an die Uni will, braucht starke Nerven. Das gilt nicht nur für Studierende sondern gerade dann, wenn du an der Uni Karriere machen willst. Was einen Job an der Uni so attraktiv macht und warum sich im Endeffekt doch viele dagegen entscheiden, erfährst du hier.

Wenn du denkst, dass studieren an einer Universität schon anstrengend ist, dann warte mal ab! Solltest du in Erwägung ziehen, an einer Hochschule zu arbeiten, dann gibt es nicht nur gute Nachrichten. Wie du nämlich bald herausfinden wirst, lautet der Name deines Endgegners: „Befristeter Arbeitsvertrag“. Anfangen wollen wir aber von vorne.

Job an der Uni? Was mach ich da?

Wer an einer Uni arbeiten will, sollte erstmal wissen, was man dort denn überhaupt macht. Denn neben der Lehre, mit der Studierende am häufigsten in Berührung kommen, gibt es auch noch den Forschungsteil der Arbeit. Für viele Leute ist das sogar der Hauptteil des Jobs und die Lehre nur ein kleinerer Nebenteil. Wie genau die typische Karrierelaufbahn an der Uni aussieht, haben wir allerdings schonmal für dich zusammengefasst

Was alle bedenken sollten, bevor sie sich für eine Karriere an einer Universität entscheiden, ist, wie unglaublich kompetitiv es dort zugeht. Da es nur eine beschränkte Anzahl an Professuren und generell Jobs an einer Uni gibt und die Nachfrage meist viel größer ist, kommt es klarerweise zum Wettstreit. Dieser ist an und für sich nichts Schlechtes und fördert auch die Qualität der Forschung und Lehre, du solltest dir aber trotzdem bewusst sein, dass es kein Kinderspiel ist, an einer Universität zu arbeiten.

Befristete Verträge en masse

Bevor wir erklären können, was Kettenverträge sind, müssen wir erst einmal über befristete Verträge sprechen. Arbeitsverträge werden immer auf eine bestimmte Abgeschlossen, wobei ein unbefristeter Vertrag ganz einfach bis auf unbestimmte Zeit gültig ist. Darin haben meistens beide Seiten ein Kündigungsrecht mit einer bestimmten Kündigungsfrist, die eingehalten werden muss, und damit hat sich die Sache gegessen. 

Bei befristeten Verträgen gilt das Arbeitsverhältnis jedoch nur für eine bestimmte Zeit. Das heißt, du bekommst zum Beispiel Arbeit bei einem neuen Forschungsprojekt, allerdings nur für sechs Monate. In diesen sechs Monaten kann dich die Stelle zwar meist nicht kündigen, dafür hast du aber keine Garantie, dass du nach den sechs Monaten überhaupt noch einen Job hast.

Also was ist ein Kettenvertrag?

Wenn du also nur einen befristeten Vertrag hast und dieser ausläuft, dann bekommst du meistens einen zweiten befristeten Vertrag in die Hand gedrückt, und so weiter und so fort. Die Aneinanderreihung von mehreren befristeten Verträgen ergibt dann einen Kettenvertrag. So ein Kettenvertrag ist nach dem allgemeinen Arbeitsrecht ohne sachliche Gerechtfertigung nicht zulässig. Einzige Ausnahme (und jetzt gut herhören!) dazu findest du im Universitätsgesetz. 

Dort sind solche Kettenverträge gang und gebe und bis zu acht Jahren lang auch absolut zulässig. Wie man aus den Kommentaren zu einem Artikel vom Standard lesen kann, nimmt das oft unglaubliche Ausmaße an. Daraus resultiert ständige Ungewissheit und du kannst oft nicht mal mehr ein paar Jahre vorausplanen. Besonders tückisch ist die Thematik auch für Frauen, die im Falle einer Schwangerschaft natürlich nicht verlängert werden und damit glatt in die Arbeitslosigkeit rutschen. Keine Anstellung heißt auch: keine Karenz und kein Mutterschutz.

Außerdem geben Kettenverträge den Universitäten die Möglichkeit zumindest informell Bedingungen für einen weiteren Kettenvertrag zu stellen. Wenn du dich mit denen nicht abfindest, bleibt dir nichts anderes übrig, als an einer anderen Universität einen Job zu finden. Das zwingt manche Leute dann gewissermaßen zum Umzug, manchmal bis ins Ausland. Auch solche Fälle sind in den Kommentaren desselben Artikels geschildert.

Eine kurze Geschichte der Kettenverträge

Dass Kettenverträge für die Arbeitnehmerseite nicht gerade von Vorteil sind, sollte mittlerweile klar sein. Und aus gutem Grund sind sie im allgemeinen Arbeitsgesetz auch bis auf wenige Ausnahmen nicht zulässig. Warum aber ist das an den Universitäten dann so anders? Das hat wie so häufig einen längeren historischen Hintergrund, lässt sich aber auch praktisch leicht erklären.

Universitäten bekommen ihr Fixbudget vom Staat finanziert. Damit lässt sich (anscheinend) nur ein Teil der Angestellten unbefristet einstellen. Der Rest des Uni-Budgets wird durch sogenannte Drittmittel finanziert. Das sind Gelder für Forschung und Lehre, die von Unis von öffentlichen oder privaten Stellen eingeworben werden. Ein anschauliches Beispiel: ein Forschungsprojekt zum Thema Elektromotor. 

Eine Firma hat eine gewisse Fragestellung und gibt der Uni Gelder, damit diese das Gebiet erforschen kann. Dabei ist jedes dieser Projekte natürlich zeitbegrenzt. Heißt im Umkehrschluss, dass alle Leute, die man für das Projekt braucht und die nicht schon fix angestellt sind, einen befristeten Vertrag bis zum Abschluss des Forschungsprojekts bekommen.

Trotz einer Universitätsgesetzreform, die erst unlängst in Kraft getreten ist, haben wir heute immer noch Kettenverträge, die auch vollkommen legal sind. Das sorgt in Uni-Kreisen für großen Unmut und medialer Aufmerksamkeit, wie du zum Beispiel in dieser Presseaussendung von der Gewerkschaft öffentlicher Dienst nachlesen kannst.

Alternativen

Die Alternativen zu Kettenverträgen sind so simpel, wie sie offensichtlich sind. Es braucht wieder mehr Zukunftssicherheit für Universitätspersonal, das ihnen nur mit unbefristeten Verträgen gewährt werden kann. Befristete Verträge dürfen nicht weiterhin die Norm darstellen, sondern sollten als Ausnahmen in bestimmten Sachlagen zugelassen werden. 

Ohne diese Umstellungen schaden sich die Universitäten nur selbst. Wie man dem ORF-Beitrag zu diesem Thema entnehmen kann, werden immer mehr Akademiker*Innen ins Ausland ziehen, wo sie bessere Arbeitsbedingungen erwarten. Dieser Braindrain schadet nicht nur den Unis (und damit auch deiner Ausbildung), sondern letztlich auch dem Staat und der Gesellschaft.

Schlussfolgerung

Dass dieses Thema ein sehr heikles ist, kannst du wahrscheinlich an der Fülle der Medienberichte dazu erahnen. Jedoch ist es wichtig genau deswegen darüber zu diskutieren und seine Meinung zu sagen. Nur so kann sich etwas am derzeitigen System verändern.

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