Das Studium – so heißt es zumindest – ist die beste Zeit deines Lebens. Das haben dir bestimmt schon mehr als genug Leute gesagt. Aber was, wenn das auf dich nicht so wirklich zutrifft? Was, wenn du dich so fühlst, als würdest du hier irgendwie nicht dazupassen? Wir haben eine mögliche Alternativ für dich. Hast du schonmal über eine Lehre nachgedacht?
Nein, du sollst nicht jetzt sofort abbrechen
Okay, bevor wir auf die Tücken des akademischen Systems zu sprechen kommen – und vor allem auf mögliche Alternativen – kommt hier noch ein wichtiger Disclaimer: Dein Studium zu beenden, sollte gut überlegt sein. Mach es nicht einfach von einer Woche auf die andere, weil du dich gerade so fühlst. Trauen wir dir zwar eh nicht zu, aber wir gehen bei so etwas lieber auf Nummer sicher.
Und gleich noch ein zweiter wichtiger Hinweis: Dich für einen anderen Lebensweg zu entscheiden heißt nicht, dass du dich in Zukunft nie wieder umentscheiden darfst! Niemand an der Uni wird dir in fünf Jahren Zutritt verwehren, weil du dich einmal exmatrikuliert hast. In other words: So eine Entscheidung fühlt sich vielleicht endgültig an, ist sie aber nicht.
Lehre statt Uni?
Da das jetzt aus dem Weg geräumt ist; warum sollte man überhaupt ein Studium beenden? Was spricht möglicherweise für eine Lehre statt einer Zukunft im akademischen System? Wir haben ein paar mögliche Gründe gesammelt:
- Training on the Job – viel Praxisbezug und weniger Theorie
- Nicht ständig still rumsitzen
- Ein tatsächliches Einkommen – ab dem ersten Tag der Ausbildung
- Ein anderes System als das System Uni
- Teil eines Teams sein
Natürlich, vielleicht wäre auch ein Studienwechsel eine Idee oder du kannst dir mit einem Nebenjob oder mit Praktika die nötige Praxis verschaffen. Wenn dein Bauchgefühl dir aber sagt, dass es einfach nicht passt, dann kannst du darauf hören – so ein Bauchgefühl kommt schließlich nicht von ungefähr – und dich nach einer alternativen Ausbildung umschauen. Einer Lehre zum Beispiel.
Warum ist die Lehre vielleicht perfekt für dich?
Die Lehre in Österreich ist trotz angestaubtem Image eine mehr als valide Option und ein guter Einstieg in eine berufliche Karriere. Warum? Mitunter, weil die Lehre im Gegensatz zur Ausbildung an der Uni ab Sekunde 1 bezahlt ist. Natürlich nicht mit dem gleichen Gehalt, das voll-ausgebildete Fachkräfte bekommen, aber Lehrlinge in der Elektrotechnik können aktuell mit gut 1.000 Euro Einstiegsentlohnung rechnen.
Außerdem kann man die Lehre als den praktischen Weg bezeichnen. Sie ist perfekt geeignet für alle Leute mit der berühmt-berüchtigten “Hands-On-Mentality”, die Startups so super-gern im Lebenslauf sehen wollen. Denn immerhin lernst du als Lehrling ja auch immer direkt on the Job und nicht zusammengepfercht in einer Massenvorlesung, wo du erst im Nachhinein rausfinden musst, wie du dein Wissen überhaupt anwenden sollst.
Naja, außer vielleicht du studierst Medizin. Das ist dann etwas anders.
Apropos Vorlesung: Je nach Ausbildung wirst du definitiv weniger Zeit mit rumsitzen verbringen als an der Uni. Ohne aber den theoretischen Teil deiner Ausbildung völlig aufzugeben, denn immerhin handelt es bei der Lehre in Österreich ja um eine sogenannte duale Ausbildung. Du verabschiedest dich mit einer Lehre als nicht vom Lernen. Und nach einer Lehre ist eine akademische Ausbildung immer noch möglich, sollte dir in ein paar Jahren wieder der Sinn nach Uni stehen.
Wie läuft so eine Lehre eigentlich ab?
Duale Ausbildung heißt, dass du gleichzeitig in einem Betrieb und an der Berufsschule ausgebildet wirst. Damit hast du frei nach Hannah Montana the Best of both Worlds in einem System, das weltweit in dieser Form quasi einzigartig ist. Außer in Österreich gibt es sowas nur in Deutschland und der Schweiz.
Wenn du dich fragst, ob du jetzt deine Matura für nichts gemacht hast, können wir dich aber beruhigen. Je nach Ausbildung kann deine Lehrzeit sogar um einiges verringert werden! Also musst du dir – wie eigentlich eh immer – keine Gedanken darum machen, dass du Zeit verschwendet haben könntest.
Mehr Benefits der Lehre
Ist deine Lehre vorbei, hast du übrigens auch den Vorteil, dass viele Unternehmen – unter anderem jene in der Industrie – ihre Lehrlinge nach der Ausbildung direkt übernehmen. Heißt für dich: Anstelle nach dem Studium erst wieder Praktika machen zu müssen und dann in einem Entry-Level-Job zu landen, startest du mit der Lehre im Gepäck sofort durch.
Dabei hast du auch viele Vorteile, denn Lehrberufe – vor allem jene in der Industrie – gibt es sehr oft in internationalen Konzernen, die weltweit agieren. Wenn’s dich also immer schonmal weit weggezogen hat, dann ist das in Zukunft vielleicht sogar über deinen Job möglich.
Welche Lehrberufe gibt’s überhaupt?
Alles schön und gut, aber welche Berufe kann man in Österreich überhaupt als Lehrling machen? Wir haben uns ein wenig durch die offenen Lehrstellen der steirischen Industrie gewühlt und hier eine kleine Auswahl für dich. Einfach zur Inspiration.
- Applikationsentwicklung – Coding
- Beschriftungs- und Werbetechnik
- Chemieverfahrenstechnik oder Labortechnik
- Automatisierungstechnik
- Informationstechnologie
- Mechatronik
- Prüftechnik – Physik
- Technische*r Zeichner*in
Du siehst, Auswahl gibt’s genug; egal in welcher Richtung du deinen weiteren Lebensweg siehst. Und lass dich auf keinen Fall von dem Gedanken abhalten, dass du vielleicht Zeit im Studium verloren haben könntest. Jede Erfahrung und alles, was du gelernt hast, kann dir im Leben auch irgendwann mal etwas bringen. Auch wenn du vielleicht noch nicht weißt, wann. Interesse an einer Lehre geweckt? Dann wirf doch einen Blick auf die offenen Lehrstellen in der Industrie oder schau dir an, welche Möglichkeiten die Lehre prinzipiell zu bieten hat.