Schon von klein an wird uns gesagt, dass wir zuerst die Schule fertig machen und maturieren müssten, um später mal an die Universität zu kommen. Doch strenggenommen, stimmt das Ganze nicht. Was vielleicht ein gutes Argument der Eltern war, damit du weiter in die Schule gehst, stimmt, wie du gleich sehen wirst, nicht ganz. Wir zeigen dir hier nämlich vier Wege zum Studieren ohne Matura. Oder zumindest mit alternativer Matura.
Studieren ohne Matura Variante 1: Studienberechtigungsprüfung
Wir beginnen gleich mit einem absoluten Sonderfall, der Studienberechtigungsprüfung (SBP). Solltest du keine Matura haben, und bist dir bereits sicher, was du studieren willst, dann ist die SBP genau das Richtige für dich. Doch was genau ist das eigentlich? Wir erklären es anhand dessen, wie sie abläuft.
Die Studienberechtigungsprüfung besteht aus fünf Teilprüfungen:
- Allgemeine Deutschprüfung in Form eines Aufsatzes
- Zwei oder drei Pflichtfächer
- Ein oder zwei Wahlfächer
Dabei ist zu beachten, dass du die SBP jeweils nur für einen spezifischen Studiengang ablegst. Daher variieren auch die Inhalte der Pflicht- und Wahlfächer. Diese sind thematisch auf dein angestrebtes Studium angepasst. Das bedeutet auch, dass du später nicht so einfach dein Studium wechseln kannst, da du dann eine weitere SBP absolvieren müsstest. Was du allerdings schon machen kannst, ist, an einen anderen Studienort innerhalb Österreichs mit dem gleichen Studieninhalt zu wechseln.
So läuft die Studienberechtigungsprüfung ab
Damit du deine Studienberechtigungsprüfung absolvieren kannst, musst du zuerst einen Antrag an der entsprechenden Hochschule stellen. Nachdem die Unis die Prüfungen selbst zusammenstellen dürfen, gibt es dementsprechend Unterschiede im Ablauf und bei den Voraussetzungen. Prinzipiell musst du jedoch folgendes nachweisen können:
- eine Österreichische Staatsbürgerschaft oder EWR-Staatsbürgerschafts
- Studienbezogene Vorbildung
- Mindestalter von 20 Jahren
Zum Bewältigen der SBP gibt es eigens dafür angedachte Vorbereitungskurse. Die werden entweder von der Universität direkt angeboten oder von einem externen Anbieter, wie einer Volkshochschule. Angesetzt sind für die Prüfung zwei bis drei Semester, währenddessen du für ein Jahr bereits Studienbeihilfe anfordern kannst. Solltest du dann aber weniger als drei der fünf Prüfungen bestehen, ist diese zurückzuzahlen.
Für die SBP fallen dann noch Prüfungsgebühren an, wobei die Vorbereitungskurse den wesentlich kostenintensiveren Teil darstellen. Deswegen kannst du dir den Prüfungsstoff natürlich auch im Selbststudium beibringen.
Variante 2: Berufsmatura
Nachdem wir die Studienberechtigungsprüfung mit all ihren Regeln und Ausnahmen hinter uns haben, kommen wir jetzt zu einem etwas simpleren Thema: der Berufsmatura. Denn wenn du die Berufsmatura hast, dann gelten für dich die gleichen Voraussetzungen zum Studieren wie für alle, die eine AHS- oder BHS-Matura haben.
Die Berufsmatura kannst du erlangen, wenn du eine Berufsausbildung in Form einer Lehre, einer dreijährigen mittleren Schule oder einer Meisterprüfung hast. Außerdem können auch Schulabbrecher mit mindestens 3 Jahren Berufserfahrung zur Prüfung zugelassen werden. Wenn du dich für die Prüfung anmelden willst, musst du folgendes vorweisen:
- einen schriftlichen Nachweis der persönlichen Qualifikation (z.B. Lehrabschlusszeugnis)
- Geburtsurkunde
- Zeugnisse oder Nachweise zum Erlass einzelner Teilprüfungen
Geprüft wird bei der Berufsmatura in vier Teilbereichen:
- Deutsch
- Mathematik
- Lebende Fremdsprache
- Berufsbezogener Fachbereich
Die Prüfung an und für sich wird extern abgelegt, wobei normalerweise keine Prüfungskosten anfallen. Du kannst die vier Teilbereiche getrennt und in deinem eigenen Tempo angehen. Auch hier gibt es (nicht verpflichtende) Vorbereitungskurse, die dich 3.000 bis 4.000 Euro kosten. Gratis kannst du sie im Rahmen des Projekts „Lehre mit Matura“ machen, oder du bringst dir den Stoff im Selbststudium bei.
Variante 3: Studieren in der Schule
Einer der kuriosesten Fälle ist, wenn du während deiner Schulzeit schon studieren kannst. Das ist durch das Programm „Young Science“, an dem aber nicht alle Universitäten teilnehmen, möglich. Dabei bewirbst du dich bei Young Science, die dann alles Weitere für dich übernehmen. So kannst du schon während der Schule studieren und dir deine abgelegten Prüfungen später anrechnen lassen. Prinzipiell können alle Schüler*innen in jedem Alter am Programm teilnehmen. Weitere Informationen findest du direkt auf der Website von Young Science.
Variante 4: Matura nachholen
Du kannst natürlich auch die Matura nachholen. Das gute an einem Abendgymnasium ist, dass du keinen Lehrabschluss, wie du ihn für die Berufsmatura brauchst, haben musst und im Gegensatz zur Studienberechtigungsprüfung kannst du danach alle Studiengänge belegen. Mit einem Abendgymnasium erhältst du also die vollwertige Reife.
Der Unterricht beim Abendgymnasium ist kostenlos und setzt folgende Bedingungen voraus:
- Vollendetes 17. Lebensjahr
- Erfolgreicher Abschluss der achten Schulstufe
- Nachweis einer Berufstätigkeit oder einer abgeschlossenen Ausbildung
Das Abendgymnasium ist der aufwendigste Weg zum Studium, da es acht Semester beziehungsweise vier Jahre in Anspruch nimmt. Nach jedem Semester bekommst du auch ein Zeugnis und die Matura musst du dann in sieben Fächern ablegen. Und ja, wir wissen, dass das das ganze Prinzip Studieren ohne Matura ad absurdum führt, aber wollten dir halt trotzdem davon erzählen.
Studieren ohne Matura funktioniert!
Wie du siehst, gibt es genügend Möglichkeiten dir auch nach einer beruflichen Ausbildung und Karriere den Traum vom Studium zu erfüllen. Für eine Matura oder eine gleichwertige Reifeprüfung ist es nie zu spät. Hier siehst du nochmal alle deine Möglichkeiten:
- Studienberechtigungsprüfung: Sonderfall, der schneller geht, dich aber nur eingeschränkt berechtigt.
- Berufsreifeprüfung: Für alle, die bereits eine berufliche Ausbildung haben und eine “vollwertige Reife” erlangen wollen.
- Young Science Programm: Ermöglicht es, dass du während der Schule schon zum Studieren beginnen kannst.
- Abendgymnasium: Für alle, die eine vollwertige Matura nachholen möchten.
Wenn du nun deine Studienberechtigung hast, dann haben wir genau die richtigen Tipps zum Inskribieren und die ersten Uni-Tage für dich!