Bestimmt hast du in der Schule schon mal von Frederic Vester und seinen vier Lerntypen gehört. Wenn nicht: Dieser Herr war deutscher Biochemiker und Systemforscher und stellte 1975 die Hypothese auf, dass Menschen über verschiedene Lernkanäle unterschiedlich gut Informationen aufnehmen können.
Wenn du genauso viel wie dein*e Mitbewohner*in lernst und trotzdem eine schlechtere Note bekommst, hast du also vielleicht einfach den falschen Lernkanal gewählt. Damit du die richtige Lerntechnik für dich findest, haben wir hier eine Übersicht der vier verschiedenen Lerntypen und passende Lerntechniken für dich.
1. Auditiver Lerntyp: Na, hör mal!
Kannst du mit einem langen Skript und Diagrammen wenig anfangen? Verlässt du Vorlesungen mit dem Gefühl, viel gelernt zu haben? Und merkst du dir Inhalte aus Podcasts leichter, als aus Büchern? Dann bist du vielleicht ein auditiver Lerntyp und kannst Informationen gut übers Zuhören aufnehmen. Im Studium ist das nicht immer ganz so praktisch, da viel Lernstoff nur in Textform verfügbar ist. Achte deshalb darauf, so oft wie möglich bei den Lehrveranstaltungen anwesend zu sein und gut aufzupassen.
Lerntricks für den auditiven Lerntyp:
- Lies dir den Stoff laut vor, um ihn gleichzeitig zu hören. Du kannst dich auch dabei aufnehmen, dann hast du die Informationen als Audios zur Verfügung. Oder lass während der Vorlesung einfach ein Aufnahmegerät laufen, damit du sie dir beim Lernen nochmal anhören kannst.
- Such dir geeignete Hörbücher, Youtube-Videos und Podcasts zum Lernen.
- Versuch mal, während des Lernens Musik zu hören und dir mit Hilfe des Rhythmus die Inhalte zu merken. Bei manchen Menschen funktioniert das sehr gut, andere lenkt das zu sehr ab.
2. Visueller Lerntyp: Ich seh was, was du nicht siehst
Gehörst du zum visuellen Lerntyp, tust du dir beim Lernen leichter, wenn du die Informationen sehen kannst. Besonders Skizzen und Diagramme können dir eine Hilfe sein. Wenn du deinen Professor*innen im Hörsaal nicht gut folgen kannst, versuch stattdessen mitzuschreiben. So kannst du dir deine Notizen zuhause durchlesen oder nach deinen Wünschen visualisieren.
Lerntricks für den visuellen Lerntyp:
- Fass den Stoff in eigenen Worten zusammen. Auch Schreiben hilft dem visuellen Lerntyp beim Einprägen.
- Erstelle dir Mind-Maps oder Karteikärtchen – gerne mit bunten Farben und Skizzen. Du kannst den Stoff auch auf Klebezettel oder Plakate schreiben und sie überall in deiner Wohnung aufhängen.
- Suche komplizierte Begriffe mit Google und schau dir die Bildergebnisse an.
3. Motorischer Lerntyp: I like to move it, move it
Wenn du Praxis der Theorie vorziehst und am liebsten alles selbst versuchen würdest, anstatt darüber zu lesen, könntest du ein motorischer Lerntyp sein. Dann merkst du dir Inhalte am besten, indem du sie angreifst oder ausprobierst. Ist das nicht möglich, kann auch Bewegung während des Lernens helfen.
Lerntricks für den motorischen Lerntyp:
- Mach einen Ausflug und “erlebe” den Lernstoff, wenn das geht. Schau dir für eine Rechtsprüfung zum Beispiel eine öffentliche Gerichtsverhandlung an oder besuche als Geschichtsstudent*in nach passenden Museen.
- Versuch, schon neben des Studiums in deinem Bereich zu arbeiten oder in den Ferien ein Praktikum zu machen. So kannst du gelernte Inhalte direkt anwenden und ausprobieren.
- Klatschen, auf und abgehen, schnipsen – alles, nur nicht stillsitzen. Probiere während des Lernens verschiedene Bewegungen aus und schau, was dir hilft.
- Mach (ungefährliche!) Experimente zuhause nochmal nach.
- Bei manchen Lerninhalten kann es auch helfen, gemeinsam mit Lernbuddys ein Rollenspiel bzw. ein Gespräch daraus zu machen.
4. Kommunikativer Lerntyp: Talk Studieninhalte to me
Wir müssen reden. Dieser Satz leitet nicht nur das Ende mancher Beziehungen ein, sondern könnte auch von einem kommunikativen Lerntyp stammen. Diesem Lerntyp helfen Diskussionsrunden, Gruppenarbeiten und das Abprüfen vor einer Klausur besonders gut.
Lerntricks für den kommunikativen Lerntyp:
- Such dir einen Lernbuddy oder gleich eine ganze Gruppe, mit der du über den Lernstoff quatschen kannst. Ihr könnt gemeinsam Unklarheiten beseitigen, eine mündliche Prüfung simulieren oder einfach nacheinander die Themen durchgehen.
- Hat gerade niemand Zeit, halte vor dem Spiegel ein Referat über ein Stoffgebiet.
- Lernst du eine neue Sprache, versuch, mit einem*r Muttersprachler*in zu reden.
Welcher Lerntyp passt zu mir?
Viele Leute können selbst gut einschätzen, zu welchem Lerntyp sie am besten passen. Wenn das bei dir nicht der Fall ist, gibt es Online-Tests, mit denen du das herausfinden kannst. Natürlich muss man zu Vesters Lerntypentheorie sagen, dass die meisten Menschen Mischtypen sind und ein einziger Lernkanal selten ausreicht. Die verschiedenen Methoden durchzuprobieren kann aber Abwechslung in den tristen Lernalltag bringen und du lernst vielleicht sogar etwas über dich selbst.