Sie sind die Superheld*innen der Straßen, die nichts und niemand aufhalten kann: Fahrradbot*innen treten tagtäglich in Windeseile in ihre Pedale und radeln bei jedem Wetter quer durch die Stadt, um die mit knurrenden Magen wartende Kundschaft glücklich zu machen.
Die Option, sich online Essen zu bestellen und per Fahrradkurier bequem nach Hause liefern zu lassen, ist sehr beliebt. Auch viele Studis arbeiten für Lieferdienste, um sich etwas dazuzuverdienen. Doch was steckt genau hinter dem Job? Wir machen für dich den Realitätscheck und schauen uns die Dienstgeber mjam, Velofood und Lieferando näher an. Zusätzlich haben wir mit einer Radlerin über ihre Eindrücke und Erfahrungen gesprochen.
mjam: Arbeiten beim Riesen 🔍
mjam ist als Lieferservice in 20 österreichischen Städten angesiedelt. Auf der Website von mjam wird betont, dass du keine Vorkenntnisse benötigst, um den Job auszuüben. Deine Voraussetzungen sind: ein Smartphone, ein Fahrrad, Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt und die Volljährigkeit.
mjam bietet seinen Fahrer*innen die Möglichkeit, zwischen einem echten und freien Dienstvertrag zu wählen. Beim freien Dienstvertrag kannst du dir deine Arbeitszeit flexibel einteilen und wirst nach Bestellung bezahlt. Pro Bestellung bekommst du 4 Euro, wobei zwei Bestellungen pro Stunde von mjam garantiert werden. Als Maximum pro Stunde werden 16 Euro angegeben, die du erreichen kannst. Der Vorteil liegt hier bei der Zeiteinteilung, da du deine Schichten jederzeit tauschen sowie auch zwischendurch deine Arbeit für mjam pausieren kannst.
Beim echten Dienstvertrag wirst du nach Stunden entlohnt und hast fixe Dienstzeiten. Hier liegt der Stundensatz zwischen 9,21 und 11,50 Euro, wobei die Anzahl der Bestellungen keine Rolle spielt. Zusätzlich erhältst du bei dieser Variante Kilometergeld sowie eine Handy Flatrate. Dein Pensum an Arbeitszeit liegt zwischen 10 und 40 Wochenstunden. 13. und 14. Gehalt sowie bezahlter Urlaub sind bei Abschluss eines echten Dienstvertrags inkludiert. Egal für welche Vertragsart du dich entscheidest, das Trinkgeld gehört in beiden Fällen dir.
Good to know: Bei Weiterempfehlungen von mjam als Arbeitgeber für weitere Bot*innen bekommst du eine Bonuszahlung.
Zusammengefasst: mjam hat zwei Modelle. Ohne Anstellung mit 4 Euro pro Bestellung, mit Anstellung zwischen 9,21 und 11,50 Euro pro Stunden. Du brauchst hier ein Rad und musst kassieren.
Velofood: Arbeiten beim Grünen 🔍
Velofood ist ein Lieferservice aus und für Graz. Die Homepage von Velofood verrät so Einiges rund um den Job als Radler*in. Volljährigkeit und ein funktionierendes Rad werden vorausgesetzt. Solltest du noch nicht mindestens fünf Jahre in Österreich leben, braucht Velofood für deine Anmeldung zusätzlich einen Strafregisterauszug.
Sie bieten dir eine freie Einteilung deiner Arbeitszeit und es gibt keine fixen Schichten. Zum Stundenlohn von rund 15 Euro (laut Angabe in einer Ausschreibung) erhältst du außerdem Trinkgeld sowie eine Schlechtwetterzulage. Bei Velofood fällt das Kassieren der Bestellungen weg, da alles im Vorhinein bezahlt wird.
Du arbeitest prinzipiell selbstständig – heißt, du musst ab einem gewissen Einkommen eine Pflichtversicherung bei der SVS abschließen –, bei der Administration und den Aufträgen wird dir geholfen. Flache Hierarchien sowie ein junges Team werden garantiert. Auch Nachhaltigkeit spielt für das Unternehmen bei der Wahl der Verpackungen und Restaurants eine große Rolle.
Von der Anmeldung bis zu deiner ersten Auslieferung dauert es im Schnitt zwei Wochen. Das Bewerbungsformular enthält neben deinen Daten noch ein paar Fragen bezüglich deines Jobs als Fahrradkurier wie zum Beispiel dein gewünschtes wöchentliches Arbeitspensum oder wie lange du für Velofood arbeiten möchtest.
Zusammengefasst: Velofood zahlt knapp 15 Euro pro Stunde, ohne Fixanstellung und du brauchst ein eigenes Rad. Du musst aber nicht kassieren.
Lieferando: Arbeiten mit Anstellung 🔍
Angestellte für Lieferandos Zustellservice müssen ebenso 18 Jahre sein und eine Arbeitserlaubnis für Österreich besitzen. Auf der Website von Lieferando steht, dass ein eigenes Fahrrad kein Muss ist, da Lieferando-Pedelecs zur Verfügung gestellt werden, allerdings nur in begrenzter Anzahl.
Arbeitsverträge werden bei Lieferando auf geringfügiger oder Teilzeit-Basis ausgestellt. Vollzeit für Lieferando arbeiten kannst du nur in bestimmten Städten. Der Brutto-Stundenlohn variiert je nach Region zwischen 9,50 und 11,00 Euro. Hinzu kommen noch das Trink- und Kilometergeld sowie die Telefonpauschale bei Vollzeit.
Lieferando arbeitet – im Gegensatz zu Velofood – mit echten Dienstverträgen, was für dich bedeutet, dass du bei einer geringfügigen Anstellung unfallversichert und bei einer Teil- oder Vollzeitanstellung komplett versichert bist. 13. und 14. Gehalt sowie bezahlter Urlaub können je nach Vertrag auch ein Thema sein.
Auf der Homepage wird ebenso angeführt, dass die Arbeitszeiten zwischen 11 und 22 Uhr liegen, in Wien startet die Auslieferungszeit bereits ab 8 Uhr. Eine freie Zeiteinteilung ist bei Lieferando möglich. Für Fahrradbot*innen werden sogenannte Hubs geboten, in denen du dich nach einer regnerischen Fahrt aufwärmen, dich nach einer anstrengenden Schicht ausruhen oder dich mit deinen Kolleg*innen unterhalten kannst.
Zusammenfassung: Lieferando bezahlt zwischen 9,50 und 11 Euro pro Stunde mit Fixanstellung und freier Zeiteinteilung und stellt auch eigene Pedelecs. Kassieren musst teilweise du.
Wie radelt es sich in der Praxis? 🚴
Und wo wir schon bei mjam sind: Wie ist es eigentlich, als Radler*in für das Unternehmen zu arbeiten? Das haben wir Lea (21) gefragt, die Ende 2019 drei Monate bei mjam angestellt war. Sie hat an fünf Tagen pro Woche für drei bis vier Stunden Essen mit dem Rad ausgeliefert. Besonders gut daran gefallen hat ihr, dass sich der Job durch die freie Zeiteinteilung sehr gut mit dem Studium verbinden ließ. „Durchschnittlich habe ich pro Stunde zwei bis drei Bestellungen geschafft und fast alle Kund*innen haben Trinkgeld gegeben“, erinnert sich Lea. Sobald die Schicht begonnen hat, ist gleich die erste Bestellung eingetrudelt.
Von mjam wurde Lea mit einem Rucksack, einer Armtasche fürs Handy, einem Sport-Shirt und einer kleinen Brieftasche ausgestattet. Für das Wechselgeld sind die Bot*innen selbst verantwortlich, mjam empfiehlt ihnen aber, zwischen 50 und 80 Euro dabei zu haben. Auch die Arbeitskolleg*innen, die man bei gemeinsamen Treffen noch näher kennenlernen konnte, fand Lea wirklich sehr nett.
Weniger hat Lea die Arbeit in den herbstlichen, kühlen Monaten gefallen, da es schon wirklich sehr kalt war und man sich leicht erkältet hat. Lea meint dazu: „Wenn es sonnig und warm ist, ist der Job bestimmt nicer.“
Hier noch ein kleiner Tipp von Lea für künftige Radler*innen: „Sei dir bewusst, dass der Job körperlich wirklich anstrengend und eine Art Workout ist. Bring am besten viel Geduld mit, denn die Kundschaft ist nicht immer so einfach.“
Unser Fazit ✅
Die Songzeile I want to ride my bicycle wird nicht nur wunderbar in den Song von Queen integriert, sondern dient auch als Motto für Lieferdienste. Grundvoraussetzung für einen solchen Job ist, dass du wirklich gerne mit deinem Fahrrad unterwegs bist und die Straßen deiner City erkunden willst.
Die Konditionen von mjam, Velofood und Lieferando sind sehr ähnlich, es gibt jedoch kleine Unterschiede. So zahlt Velofood den höchsten Stundenlohn, bietet aber gleichzeitig als einziger der drei Lieferdienst keine Fix-Anstellung. Schau dir die Homepages genau durch und nimm Kontakt auf, um all deine Fragen zu klären. Wichtig ist, dass du ein gutes Gefühl hast und dich mit der Arbeit identifizieren kannst, bevor du den Job antrittst. Unterschätz auch nicht das Wetter und die körperliche Betätigung.
Noch unsicher, welcher Studi-Job der richtige für dich ist? Lass dich inspirieren, denn wir haben mal abgecheckt, wie du einen Job im Fitnessstudio stemmst oder als Unterschriftensammler*in Gutes tust und Geld verdienst.