Geil – endlich Sommer, Sonne, Kaktus! Oder etwa nicht? Ob die Semesterferien nun der Erholung dienen, die perfekte Gelegenheit zum Schreiben von Hausarbeiten und dem Ablegen von Prüfungen oder ein günstiges Zeitfenster für Nebenjobs und Praktika sind, ist heiß umstritten. Und tatsächlich gibt es für die unterschiedlichen Standpunkte gute Argumente. Wir fassen sie für dich zusammen, damit du deine eigene Balance leichter findest. Denn nur darum geht es.
Semesterferien oder vorlesungsfreie Zeit?
„Semesterferien sind doch schon lange Vergangenheit! Nicht umsonst heißt es heute ‘vorlesungsfreie Zeit’. Und da wird gebüffelt!“ Diesen Standpunkt bekommt man immer öfter zu hören. Und es stimmt – spätestens seit der Einführung des Bachelor- und Mastersystems pflastern viele Studiengänge Juli und August mit verpflichtenden Praktika, Klausurphasen, Hausarbeiten und anderen Kreaturen aus der Hölle zu.
Allein die Andeutung, man könnte im Sommer doch mal etwas abschalten und sich eine Hängematte stehen lassen, sorgt bei vielen für einen hysterischen Lachanfall. Denn richtige Ferien gibt’s in der Sommerpause von den Vorlesungen nicht. Dafür gibt es aber meist einen Haufen anderer universitärer Verpflichtungen, die abgearbeitet werden wollen. Geht man dem nicht nach, verlagert man das Problem nach hinten, was früher oder später unweigerlich zum Stress führt. Und davon hast du schon genug!
Eigene Lage realistisch einschätzen
Nun ist nicht jeder Studiengang gleich. Während’s in den Geisteswissenschaften meist mehr Freizeit gibt, sieht die Taktung bei Medizin oder Jus schon ganz anders aus. Daher ist es wichtig, dass du das für den Sommer anstehende Arbeitspensum realistisch einschätzt und entsprechend planst.
Kannst du deine Arbeitsphasen so einrichten, dass du eine bis zwei Wochen am Stück in den Urlaub kannst? Dann probier es unbedingt, aber sei ehrlich zu dir selbst. Wenn du gerade am Strand hängst und dir die Sonne nicht nur aus dem Himmel scheint, du dabei aber ununterbrochen an deine unerledigte Arbeit denken musst, ist es keine Erholung. Das Geld für diese Reise kannst du besser investieren.
Vielleicht kannst du auch nur an drei bis vier Tagen in der Woche lernen und am Wochenende Kurztrips unternehmen oder einfach das Leben in deiner Stadt genießen. Auch das kann die Akkus enorm aufladen!
Balkonien soll im Sommer ja besonders schön sein.
So oder so brauchst du am Anfang der „Ferien“ eine Liste mit anstehenden Todos. Verschaff dir eine Übersicht und auch hier – den Spruch drücken wir dir noch öfter rein – sei ehrlich zu dir selbst! Wie viel Zeit brauchst du wirklich für diese Klausur? Willst du die Hausarbeit innerhalb von drei Tagen runterschreiben, um den Flieger nach Ibiza zu nehmen? Obwohl du genau weißt, dass du beim wiederholten Gegenlesen noch einiges herausholen kannst? Die Antwort kennst nur du.
Der Burnout is real
Nein, das ist kein Klischee, sondern eine verdammt ernst gemeinte Warnung. Kümmer dich um deine geistige Gesundheit! Unsere Gesellschaft ist auf ständige Funktionalität, Verfügbarkeit und Leistung getrimmt. Und das Hochschulleben macht da leider keine Ausnahme. Auf Dauer kann niemand dieses Rat-Race durchhalten, ohne ernsthaften Schaden zu nehmen. Und spätestens wenn du depressiv keinen einzigen Satz mehr in deinem Gehirn speichern kanst, während du ein Jahr auf einen Therapieplatz wartest, wirst du dir wünsch, mehr Pausen eingelegt zu haben.
Jedes Gehirn braucht mal eine Pause und alles hat seine Grenzen. Seid gut zu dir selbst und hör auf die Signale deines Körpers. Und mach dir bitte immer wieder eines bewusst: Das Leben nach dem Studium ist meist deutlich hektischer und stressiger. Auch wenn man das im Prüfungsstress nicht so recht glauben will – du gerade in einer der geilsten Phasen deines Lebens. Genieß sie, soweit es möglich ist. Denn der Ernst des Alltags wird dich früh genug einholen.
Halt dein Gehirn auf Trab: keine zu langen Lernpausen einlegen
So ganz solltest ihr deinen Kopf aber nicht für sechs Wochen abschalten, auch wenn es theoretisch geht. Denn auch das hat Nachteile für dein Lernverhalten. Ähnlich wie beim Sport sind Trainingspausen zwar essentiell für die Erholung und den langfristigen Erfolg. Trainiert man zu lange gar nicht, gerät man aus der Form und muss sich später mehr anstrengen.
Auch unser Kopf funktioniert so: „Wer sein Gehirn in den Semesterferien so gar nicht benutzt, wird die negativen Auswirkungen auf den Studienerfolg zu spüren bekommen“, erklärt Werner Heister, Betriebswirtschafts- Professor an der Hochschule Niederrhein.
Arbeit in den Semesterferien oder nicht?
Für viele wird sich diese Frage gar nicht erst stellen. Leider gehört der Nebenjob für die meisten Studierenden zur Normalität. Und der macht oft auch in den Ferien keine Pause. Solltest du im regulären Semester jedoch nicht auf einen Job angewiesen sein, ist die vorlesungsfreie Zeit natürlich eine gute Gelegenheit, um etwas Geld auf die Seite zu legen. Überleg diraber auch hier gut, ob die neuen Nikes oder AirPods den Hustle wirklich wert sind. Übermüdet helfen dir auch die nicestens Goodies nichts.
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ – Paracelsus
Hör auf Paracelsus! Nur du selbst kannst die richtige Balance aus Freizeit, Lernphasen und Arbeit für deine Semesterferien finden. Wenn du gerne mit im Voraus gelerntem Stoff, erledigten Klausuren und etwas Extrageld auf dem Konto in das nächste Semester starten willst, dann tu es unbedingt. Aber nur, wenn dich das wirklich glücklich macht. Es ist genauso legitim, während der Semesterferien das Lernen auf ein Minimum zu reduzieren und einfach das Leben zu genießen. Spoiler: Du hast nur das eine!
Du bist noch auf der Suche nach einem Last-Minute-Sommerjob? Dann erklären wir dir, wie du ihn findest. Und wenn’s dich im Sommer mit dem Zug anderswo hinverschlägt (Interrail anyone?), haben wir die ultimative Packliste für dich.