Eltern verdienen zu viel für Studienbeihilfe, unterstützen dich aber nicht? Das kannst du tun

Deine Eltern verdienen zu viel für die Studienbeihilfe, wollen dich während deines Studiums aber auch nicht finanziell unterstützen? Du solltest deine Rechte kennen, deshalb stellen wir dir die wichtigsten Infos vor.

Für viele Studis ist Studieren nicht nur mit langweiligen Vorlesungen und lästigen Mitbewohnern verbunden, sondern vor allem auch mit finanziellen Unsicherheiten. Student*innen, die sich ausschließlich auf ihr Studium konzentrieren können, werden in Zukunft immer mehr auslaufen. Zum Glück gibt’s die Studienbeihilfe die vielen Studis den Uni-Alltag finanziell leichter gestaltet! Aber was, wenn deine Eltern zu viel für die Studienbeihilfe verdienen, dich aber trotzdem nicht finanziell unterstützen? In diesem Beitrag zeigen wir dir die wichtigsten Infos, die du dazu wissen solltest. 

Die Studienbeihilfe erklärt

Der Gedanke der Studienbeihilfe ist dem Prinzip nachempfunden, dass der Staat und deine Eltern dein Studium finanzieren. Nicht alle Eltern verdienen genug, um ihre Kinder im Studium ausreichend zu unterstützen. Hier kommt die Studienbeihilfe ins Spiel: Der Teil, den die Eltern nicht zahlen können, übernimmt der Staat in Form der Studienbeihilfe. Deshalb hängt die Höhe der Beihilfe auch stark vom Einkommen deiner Eltern ab. 

Das führt aber immer wieder zu Problemen. Oft bleibt der Teil, den die Eltern eigentlich zahlen sollen (die gesetzlich definierte zumutbare Unterhaltsleistung), aus. Wenn deine Eltern außerdem ein zu hohes Einkommen haben, bekommst du keine oder nur sehr wenig Studienbeihilfe. Wie viel Eltern verdienen „dürfen“, hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Ihrem Einkommen und natürlich auch der Anzahl der Kinder. Bei hohem Einkommen, aber wenig Kindern, schaut es eher schlecht aus. Eine rechtlich verbindliche Antwort auf diese Frage kriegst du aber erst nach der Antragstellung.

Das Problem: Wenn dich deine Eltern finanziell unterstützen sollen, aber nicht wollen, stehst du am Ende des Tages ohne Geld da. Aber was kannst du in so einem Fall tun?

Suche das Gespräch mit deinen Eltern

Grundsätzlich ist es in Österreich so geregelt, dass deine Eltern so lange Unterhaltspflicht haben, bis du dich selbstständig erhalten kannst. Das steht also nicht im Zusammenhang mit Alter und Volljährigkeit, sondern rechnet auch Faktoren wie Ausbildung und Studium mit ein. Da du als Studi mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alleine deine gesamten Lebenskosten decken kannst, steht dir Unterhalt von deinen Eltern zu. 

Deine Eltern sind gesetzlich dazu verpflichtet, dich zu unterstützen. Logisch. Sie sind ja auch schuld an deiner Existenz.

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Wenn deine Eltern nicht zahlen wollen, liegt das oftmals an ihrer Einstellung zu deinem Studium und eurer persönlichen Beziehung. Deshalb solltest du unbedingt mit ihnen das Gespräch suchen und ihnen deine Lage schildern, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. 

Versuche, im Gespräch Kompromisse zu finden. Du könntest deinen Eltern zum Beispiel vorschlagen, dass du dich selbst teilfinanzierst und neben dem Studium arbeitest, wenn sie dich insofern finanziell unterstützen, dass du dich trotzdem noch ausreichend mit deinem Studium beschäftigen kannst. Alternativ könntest du sonst auch vorschlagen, dich für ein Leistungsstipendium zu bewerben, wenn sie dich finanziell dabei unterstützen, dein Studium so rasch wie möglich zu beenden. 

Eltern können außerdem unabhängig von Beruf und Einkommen bis zu deinem 24. Lebensjahr Kindergeld beantragen. Hast du die Volljährigkeit überschritten, dient das Geld unter anderem dazu, dich bei deiner Ausbildung finanziell zu unterstützen. Sollten dich deine Eltern also nicht anders finanzieren wollen, steht dir zumindest dieses Geld zu. 

Zum Gespräch solltest du eine unparteiische Person oder eine*n Freund*in mitnehmen, der*die dich unterstützt. Die können im Falle eines Streitgesprächs die Wogen glätten und deine Eltern sind vielleicht einsichtiger gestimmt. Eine Mediationsrolle quasi.

Die Eltern klagen?

Auch bei getrennten Eltern können für dich als Studi Probleme auftreten. Es gibt immer wieder Fälle, in denen die Eltern zu viel für die Studienbeihilfe verdienen, der unterhaltspflichtige Elternteil aber auch keine Alimente zahlt, die dir aber gesetzlich zustehen. 

Gesetzlich gesehen kannst du als Volljährige*r die Alimente zwar vor Gericht einklagen, allerdings wird das im Endeffekt nur von den Wenigsten auch gemacht. Denn ein Elternteil vor Gericht zu holen, ist nicht nur eine finanzielle sondern vor allem auch eine emotionale Angelegenheit, und für die meisten Studis nur der äußerste Ausweg. Gegen die eigenen Eltern zu klagen, ist hart, deshalb ist es absolut verständlich wenn das für dich keine Option ist.

Andere Optionen: Arbeiten und Stipendien

Die wohl einfachste Lösung, finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen, ist, dir neben dem Studium einen Job zu suchen. Das ist zwar nicht unbedingt fair, vor allem wenn du Anspruch auf Geld von deinen Eltern hast, macht dich aber finanziell stabil und ist bei Konflikten oft die einzige Lösung. 

Gerade, wenn du vor Beginn deines Studiums schon längere Zeit gearbeitet hast, weigern sich deine Eltern vielleicht, dich jetzt wieder finanziell zu unterstützen. In diesem Fall kann aber auch das Selbsterhalterstipendium eine Alternative für dich sein. Dieses wird unabhängig vom Einkommen deiner Eltern berechnet, setzt aber voraus, dass du vor Studienbeginn mindestens 48 Monate (möglichst durchgängig) gearbeitet hast.

Wie oben bereits angesprochen, ist es in Österreich auch möglich, ein Leistungsstipendium zu beantragen. Das wird von der jeweiligen Uni an Studis ausgestellt, die besonders schnell studieren und mit guten Noten strahlen. Die Voraussetzungen sind nicht bei jeder Einrichtung gleich, weshalb du dich am Besten direkt bei deiner Uni darüber informieren solltest. 

Solltest du keine Studienbeihilfe beziehen können, bist aber trotzdem von finanziellen Förderungen abhängig, kannst du möglicherweise eine Studienförderung beantragen. 

Kontakte und Unterstützung

Die ÖH hat in der Vergangenheit schon oft die Willkür hinter der Verteilung der Studienbeihilfe kritisiert und setzt sich für Gerechtigkeit und Änderungen ein. Sie gilt demnach auch als Anlaufstelle für Studis, die Unterstützung beim Thema Studienbeihilfe brauchen. In besonderen Notlagen unterstützt dich die ÖH mit einer Einmalzahlung von maximal 1200 Euro. Diese kann höchstens alle 12 Monate beantragt werden. 

Auch die Ombudsstelle für Studierende setzt sich für die Rechte Studierender ein, und kann dir zumindest mit Rat beiseite stehen und dir bei der Findung einer möglichen Lösung behilflich sein. 

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft bietet Beratungen zu einer Vielfalt von Problemen an, und hat für dich auch bestimmt zum Thema Studienbeihilfe und Eltern ein offenes Ohr. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich, und deine Anliegen werden ernst genommen und gemeinsam an einer Lösung gearbeitet. 

Reminder am Ende

Sei dir in jedem Fall bewusst, dass diese Situation nicht deine Schuld ist. Du hast ein Recht auf Bildung und deine Eltern sind verpflichtet, dich finanziell zu unterstützen, bis du das selbst kannst. Versuch, das Beste daraus zu machen, hol die Hilfe und behalt auch im Kopf, dass du deinen Eltern nichts schuldig bist, außer so viel Liebe und Unterstützung, wie sie auch dir geben. Du schaffst das.

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