Deadnaming, Toiletten, Namensänderung: Tipps für die Hürden von trans Studierenden

Trans Personen sind im Studium mit besonderen Hürden konfrontiert. Vom Deadnaming bis hin zur Frage, welche Toiletten und Umkleiden denn nun die richtigen sind. Wir geben Ratschläge und einen Musterbrief, um deine Profs zu informieren.

Dani sitzt in der dritten Reihe des Seminarraums. Sie ringt mit den Händen und schaut immer wieder auf ihre Notizen. Klar, sie ist nervös wegen ihrem Vortrag, aber nicht nur deshalb. Ihr Prof weiß nicht, dass sie trans ist und als er sie aufruft, nach vorne zu kommen, passiert, was sie befürchtet hat. Er verwendet ihren Deadname – den Namen, den ihre Eltern ihr gegeben haben. Danis Magen verkrampft sich und sie drängt die Tränen zurück. Runterschlucken, aufstehen, weitermachen, sagt sie sich. Das macht sie schließlich schon lang genug.

Deadnaming ist nicht das einzige Problem, dem trans Studierende wie Dani an Hochschulen ausgesetzt sind. Sie werden zum Beispiel viel zu oft immer noch einem falschen Geschlecht zugeordnet und dementsprechend behandelt. Hinzu kommen Fragen nach der richtigen Toilette, den richtigen Umkleiden und der Namensänderung am Studi-Ausweis.

Weil diese Situationen überfordernd genug sind, wollen wir trans Studierenden ein wenig unter die Arme greifen und Möglichkeiten zeigen, mit den Hürden umzugehen, die trans Personen an der Uni in den Weg gelegt werden.

Was tun, wenn dich Profs misgendern oder deadnamen?

Mit dem falschen Pronomen, einem falschen Begriff (zum Beispiel Mann, Bursche, Mädel, …) oder gar dem alten Namen, dem Deadname, angesprochen zu werden, kann schmerzhaft sein. Vor allem, wenn es häufiger an einem Tag vorkommt. Vergleiche: Ein Nadelstich nervt. Zwanzig tun schon ziemlich weh.

Um dem vorzubeugen, kannst du im Bestfall einfach das Gespräch mit deinen Vortragenden suchen. Schick am besten eine Mail, in der du deine Lage erklärst.

Um dir dein Leben gleich noch leichter zu machen, haben wir mit dem Queer-Referat der Bundes-ÖH eine E-Mail für dich vorformuliert, die du einfach weiterverwenden kannst. Einfach Name und Pronomen austauschen. Und den Namen von deinen Vortragenden. Wär doch peinlich, wenn da bei so einem ernsten Thema Prof. Musterprof stehen würde.

Sehr geehrte*r Prof. Musterprof,

ich habe vor einer Weile über mich selbst herausgefunden, dass ich trans bin. Also kein*e [BEI GEBURT ZUGEWIESENES GESCHLECHT] sondern ein*e [DEIN GESCHLECHT]. 

Ich würde Sie alsobitten, mich in der Zukunft nicht mehr als [DEADNAME] sondern als [NAME] zu bezeichnen und meine korrekten Pronomen zu verwenden, also [DEINE PRONOMEN] und beides entsprechend auf der Anwesenheitsliste auszubessern.

(Absatz für den Fall, dass du d. Prof schon kennst oder schon länger in der LV bist:) Mir ist natürlich bewusst, dass das eine Umstellung ist und ich werfe Ihnen auch nicht vor, wenn Sie mal den falschen Namen oder die falschen Pronomen verwenden sollten. Aber ich würde Sie wirklich darum bitten, auf meinen Wunsch und meine Bedürfnisse einzugehen. Der falsche Name und die falschen Pronomen fühlen sich für mich über längere Zeit schmerzhaft an.

Wenn Sie Fragen haben sollten, können Sie mir diese natürlich gern stellen. Außerdem kann ich Ihnen die Broschüre “Trans. Inter. Nichtbinär.” ans Herz legen. Sie erklärt viele dieser Themen sehr anschaulich. Vielen Dank. Freundliche Grüße

[DEIN NAME]

Alternativ – wenn du dich damit wohler fühlst – kannst du auch einfach vor oder nach einer LV das persönliche Gespräch suchen. Der Text aus unserer Vorlage ist dafür zumindest ein guter Anhaltspunkt.

Profs oder andere Studierende verhalten sich transphob. Was jetzt?

Wenn deine Profs oder jemand am Campus dir gegenüber transphobe Aussagen von sich gibt, oder dich in irgendeinder Weise schlechter behandelt als andere, gerade weil du trans bist, ist es verständlich, wenn du das Gespräch nicht suchen willst oder es dir Angst macht. Zum Glück gibt es aber auch dafür eine Lösung.

Die beste Option dafür ist der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen deiner Hochschule. So einen muss es gesetzlich an jeder Hochschule in Österreich geben, er setzt sich aus Teilen des Lehrpersonals und der Studierendenvertretung zusammen und hat die Aufgabe, die Gleichbehandlung von Studierenden und Mitarbeitenden an Hochschulen sicherzustellen. Heißt für dich: Sie helfen dir, die Situation zu klären und werden immer deine Wünsche und Bedürfnisse an erste Stelle setzen.

Ein klärendes Gespräch ist natürlich immer die beste Lösung, aber es ist nachvollziehbar, wenn das für dich keine Option ist.

captain-campus-qoute

Außerdem kannst du dich natürlich auch immer an die Studierendenvertretung wenden. Viele haben eigene Queer-Referate, die sich speziell um deine Bedürfnisse kümmern können.

Was, wenn ich meinen Deadname aus dem System bringen will?

Der Deadname gehört zu den besonders anstrengenden Aspekten und leider haben wir hier gute und schlechte Nachrichten für dich.

Die gute zuerst: Sobald du deinen Namen und deinen Personenstand (sprich: dein Geschlecht) rechtlich geändert hast, steht einer Änderung dieser Daten im Hochschulsystem nichts im Wege. An der Uni Wien geht das zum Beispiel mit einem einfachen Besuch und auf deinen Wunsch auch ganz anonym.

Die schlechte Nachricht: Du kannst deinen Namen und dein Geschlecht im System auch wirklich nur dann ändern, wenn sie bereits rechtlich geändert wurden. So eine Personenstandsänderung kommt aber auch mit der ein oder anderen Hürde, sei also darauf vorbereitet.

Welche Toilette und welche Umkleide ist die richtige?

Eine Frage, die sich für cis Personen so banal anhört, das Leben einer trans Person aber unnötig schwer machen kann. Nicht nur, weil es für Unsicherheit sorgt und weil man sich viel zu oft anhören muss, man gehöre nicht an einen bestimmten Ort. Diese Sorgen führen viel zu oft dazu, dass trans Personen weniger essen und trinken, oder es einfach zurückhalten, um den Klogang zu vermeiden. Auf Dauer kann das zu gesundheitlichen Problemen führen.

In erster Linie solltest du deshalb einfach in die Umkleide und das Klo gehen, in dem du dich am wohlsten fühlst. Ist das nicht möglich, solltest du dich auch hierfür am besten an den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen deiner Hochschule oder an deine Studierendenvertretung wenden. Schildere dein Problem und deine Sorgen und vielleicht könnt ihr gemeinsam eine Lösung finden. Vergiss nicht: Beide sind dafür da, um dir zu helfen und wollen dir auch wirklich helfen. Du nervst niemanden mit deinem Anliegen.

Was sollte sich noch ändern?

Grundsätzlich sollte sich übrigens noch einiges an österreichischen Hochschulen ändern, damit sich auch wirklich Leute aller Geschlechter weitestgehend problemlos und sorgenfrei ihrer Bildung widmen können. Die Österreichische Hochschüler*innenschaft hat deshalb mehrere Handlungsempfehlungen formuliert:

  1. Der Vorname soll auch vor der Personenstandsänderung im internen Hochschulsystem änderbar sein
  2. Erhebung des selbstgewählten Namens, des Geschlechts und der Pronomen bei der Immatrikulation (inklusive Angabe der Pronomen im Profil)
  3. Ausstellung des Studi-Ausweises auf den gewählten Namen
  4. Ein Ausbau des Weiterbildungs- und Sensibilisierungsangebots für Hochschulangehörige in der Lehre
  5. Schaffung einer Anlaufstelle für trans, inter und nichtbinäre Personen (zusätzlich zum AKGL)
  6. Errichtung und Ausbau von geschlechtsneutralen Toiletten
  7. Ausstattung von Hochschulsportstätten mit Umkleiden und Duschen zugänglich für trans, inter und nichtbinäre Personen (inklusive blickdichten Vorrichtungen zum Schutz der Privatsphäre)

Was können Allys tun?

Grundsätzlich gilt, wenn du einer trans Person helfen willst, sie zuerst zu fragen, was sie überhaupt will. Du willst schließlich niemanden versehentlich outen, wenn die Person das gar nicht möchte. Dein*e Freund*in kann dir garantiert am besten sagen, was hilft und was nicht.

Erst fragen, dann handeln, das ist die Devise beim Helfen.

captain-campus-qoute

Ist das geklärt, kannst du zum Beispiel deine Mitstudierenden und Vortragenden korrigieren, wenn sie falsche Pronomen und gar Namen verwenden. Dich kostet das bestimmt weniger Kraft als dein*e Freund*in.

Außerdem kann es auch nicht schaden, wenn du dich informierst. Wir können dir dafür die großartige Broschüre “Trans. Inter. Nichtbinär.” der Akademie der bildenden Künste ans Herz legen.

Fazit – reden hilft

Es klingt banal, aber letzten Endes gilt auch beim Thema Studium als trans Person, dass es nie schadet, über deine Probleme zu sprechen. Denn: Nur wer fragt, dem*der kann geholfen werden. Deine Mitstudierenden werden dich unterstützen, genauso wie deine Studierendenvertretungen und der AKGL. Du bist im Recht und – nochmal zum Mitschreiben – deine Probleme sind keine Belastung für deine Umgebung.

Das Studium ist auch abseits deiner Gender Identity anstrengend? Dann erklären wir dir unter anderem, wie du mit mit Social Exhaustion umgehst und was bei Antriebslosigkeit im Studium hilft.

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