Demo gegen Budgetloch: Klare Worte von Hochschulen und Studierenden

Das Budgetloch für die österreichischen Hochschulen ist groß. Um Wind gegen dieses Problem zu machen gingen in Graz Studierende und Angehörige der Hochschulen auf die Straße. Wir haben die Eindrücke gesammelt.

Am 15. November trafen sich (laut Angaben der Polizei) gut 3.000 Menschen mit Schildern, Trommeln und Parolen in der Grazer Innenstadt. Grund für den Auflauf: Den Universitäten fehlt Geld. Und nicht gerade wenig. Wir erklären, was Sache ist und was Vertreter*innen von Unis und ÖHs fordern und haben mit einigen Studierenden und jungen Menschen vor Ort über ihre Sorgen gesprochen.

Wie viel Geld fehlt jetzt eigentlich?

Dass Österreichs Unis das Geld fehlt, ist dir sicher bekannt. Um wie viel es dabei geht? Für das Jahr 2023 sind es 1,2 Milliarden Euro. Wie viel das Bildungsministerium den Hochschulen bisher zugesichert hat? Weniger.

Gestern Vormittag hat Bildungsminister Polaschek 400 Millionen Euro an Teuerungsausgleich für nächstes Jahr versprochen. Wie es 2024 ausschauen soll? Das sei noch „völlig offen“. Wieso nicht gleich die ganzen 1,2 Milliarden? Weil diese für Polaschek “in diesem Ausmaß noch nicht belegt” sind. Um weiter Stimmung gegen das Budgetloch zu machen, sind deshalb also nach jenen in Wien also auch die steirischen Hochschulen auf die Straße gegangen.

Was fordern die Redner*innen?

Bei Kundgebung neben der Grazer Oper forderten Vertreter*innen der steirischen Hochschulen und ihrer Studierenden vor allem zwei Dinge: Geld und die Wertschätzung, die Bildung, Forschung und die Menschen dahinter verdienen. Denn eine Finanzierung von Bildung ist schließlich eine Investition in die Zukunft. 

Oder, um es mit den Worten von Laurin Erlacher, dem ersten stellvertrenden Vorsitzenden der ÖH MedUni Graz, zu sagen: “Diese Teuerung trifft nicht nur die Univesitäten sondern auch uns. Sie bedeutet, dass wir in naher Zukunft eine Qualitätsminderung der Patient*innenversorgung hinnehmen müssen.” 

Was sagen Studierende zu dem Thema?

Wen es am meisten treffen werden? Laut Hermann Götz von der Kunstuni Graz: “Die Studierenden.” Um ihren (und deshalb auch irgendwie deinen) Sorgen Gehör zu verschaffen, haben wir deshalb explizit mit jungen Leuten vor Ort gesprochen. 

Was sie zu den Teuerungen sagen und welche Sorgen sie zur Demo geführt haben? Hier ein paar der markantesten Aussagen:

Leidet die Lehre von Ort?

Ein Student der TU Graz und der Uni Graz sorgt sich unter anderem um die Qualität der Lehre vor Ort: “Der Uni Graz und der TU fehlen große Mengen und meine Ausbildung würde natürlich darunter leiden, wenn Leute in der Administration entlassen werden oder wenn die Hörsäle kalt sind. Mir persönlich hat es sehr geschadet, wie während der Pandemie auf Fernlehre umgestellt wurde und sowas könnte natürlich passieren, wenn kein Geld geliefert wird.”

Eine andere Studentin schließt sich diesem Bild an: “Ich finde auch, dass Bildung das höchste Gut ist und dass das am meisten unterstützt werden sollte. Alle haben die gleichen Rechte und sollten von Bildung profitieren können. Aber nicht durch Online-Lehre, sondern davon, im Hörsaal zu sitzen und Teil davon zu sein.”

Keine Ausbildung kein Job

Ein dritter Student geht sogar noch einen Schritt weiter: “Weil’s halt schon blöd wäre, wenn die Uni zusperren müsste und wir das Studium abbrechen müssten …”

Eine Molekularbiologie-Studentin denkt in eine ganz ähnliche Richtung: “Ich bin hier, weil ich’s wichtig finde und natürlich, weil ich gern weiterstudieren würde und (in Hinblick auf die Zukunft) auch gern eine Zukunft hätte! Vor allem in dem Feld, in dem wir uns bewegen, denn Wissenschaft hängt stark von Förderungen ab und wenn kein Geld da ist, haben wir ein Problem, dann gibt’s halt auch keine Wissenschaft.” 

Ihre Kommilitonin stimmt dem zu und fügt an: “Ohne Studium können wir in unserem Feld auch keinen Job finden.”

Schlechte Prioritätensetzung

Ein Universitätsassistent des rechtwissenschaftlichen Instituts der Uni Graz ist dafür um seinen aktuellen Job besorgt: “Wir haben sowieso schon prekäre Arbeitssituationen und die Nicht-Nachbesatzung solcher Stellen, die jetzt im Raum stehen, wäre für die Lehre ein großes Problem. Wir wollen unseren Chefitäten nicht zumuten, dass sie noch mehr selbst tun müssen.”

Aber es geht für ihn auch um die Relevanz, die dem zugesprochen wird: “Und es ist im Endeffekt auch eine Wertungsfrage, was in Österreich die Aufmerksamkeit und auch die finanziellen Mittel bekommt. Ich hab schon gewitzelt, aber eigentlich ist es ernst: Wenn die Uni Graz ein Skigebiet wäre, wäre sie schon lang gerettet. Es scheint aber so, als wäre der Einfluss der Liftkaiser in Tirol größer als jener der Rektor*innen an den Hochschulen. Das sehe ich als gesellschaftliches Problem und deshalb bin ich hier.”

Schilder sagen mehr als tausend Worte

Besonders prägnant ist natürlich aber auch immer das geschriebene Wort. Deshalb haben wir für dich auch noch einige der besten Schilder der Demo gesammelt. Oder zumindest die besten, die wir vor die Linse bekommen haben.

Niemand will eine Zukunft auf Sparflamme …
Wir schwitzen zwar wegen ECTS, aber das hilft im Winter auch nicht …
Oder ein Ski-Gebiet …
No Researches, no progress 🙈

Was besorgt dich? Sag es uns.

Leider konnten wir nicht mit allen vor Ort sprechen und nicht alle Schilder fotografieren. Trust us: We tried. Wir möchten aber allen Studierenden die Chance geben, ihren Sorgen Luft zu machen.

In anderen Worten: Wenn du deiner Stimme also auch Gehör verschaffen willst (egal, wie viel du zu sagen hast), meld dich gern bei uns per Mail oder auf Insta.

Oder – alternativ – nimm am Mental Health Barometer unserer Freund*innen bei Studo und Instahelp teil. Sie wollen gerade herausfinden, wie es im Moment so um die mentale Gesundheit der österreichischen Studis bestellt ist.

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