Kuscheldecke: Check. Lieblings-Snack: Check. Lieblingsmensch: Doppelcheck. Fehlt eigentlich nur eines für den perfekten Filmabend. Der Film. Aber gerade wenn man auf die Umwelt achtet, stellt sich bald die Frage, wie man jetzt eigentlich am nachhaltigsten an einen kommen soll? Lieber DVD oder Blu-Ray ins Laufwerk? Oder doch lieber zu einem der X Streaming-Dienste greifen? Wir klären diesmal in unserer Kolumne, ob Blu-Rays oder Streaming besser für die Umwelt sind.
Aber lass uns zuerst kurz einen Blick auf die beiden Kontrahenten werfen und darauf, welche Kritik an ihnen aus ökologischer Perspektive gerechtfertigt ist.
Warum sind Blu-Rays und DVDs nicht nachhaltig?
Der Fall gegen die Blu-Ray und DVDs kommt klar aus der Perspektive der Produktion. Immerhin werden die Dinger ja nicht aus Holz geschnitzt. Konkret bestehen die Discs selbst aus Polycarbonat und die Hüllen normalerweise aus Polypropylen. Beides sind Kunststoffe und brauchen damit Erdöl und Erdgas, um überhaupt erst entstehen zu können. Beides nicht supi für unseren Planeten.
Hinzu kommt, dass diese DVDs über den Erdball transportiert werden müssen, um dann mit den Daten bespielt zu werden und dann nochmal transportiert werden. Oft mehrfach, bis sie zu dir ins Laufwerk kommen. Und dann musst du auch noch den Punkt bedenken, dass sie früher oder später im Müll landen werden. Vor allem, wenn sie kaputt werden.
Wie groß der Impact insgesamt ist? Laut einer Berechnung von Dreadcentral entstehen pro 100 DVDs (inklusive Transport) 17.583,94 Kilogramm CO2. Als Kontext: Ein durchschnittlicher Baum braucht etwa acht Jahre, um das CO2 einer einzelnen DVD abzubauen. Und den Faktor des Mülls haben wir hier noch ignroriert.
Kurz: Produktion, Transport und Endlagerung der Blu-Rays sind nicht gut für den Planeten.
Was spricht aus Öko-Gründen gegen Streaming?
News gegen Streaming sind dir bestimmt schon untergekommen in letzter Zeit. Allein die Serverleistung von Netflix ist gigantisch und das Gleiche gilt für Amazon und Co. Nur als Kontext: Wenn du eine Stunde lang von Netflix streamst, erzeugt das laut Netflix’ eigenen Angeben etwa 100 Gramm CO2-Äquivalente. Das ist ungefähr so viel, wie (in den USA) beim Laden von 12 Smartphones entsteht.
Hinzukommt, dass die gigantischen Server-Farmen von Netflix groß Landflächen brauchen und natürlich musst du auch die Energie einberechnen, die du brauchst, um überhaupt zu streamen (auch wenn wir eingestehen müssen, dass die in Österreich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus ökologischen Quellen stammt). Insgesamt ist Streaming mittlerweile übrigens für 3 bis 4 Prozent der globalen CO2-Emmissionen verantwortlich.
Große Server-Farmen = große Emissionen.
Was jetzt? Pest oder Cholera?
Klingt beides nicht super. Also was sollst du jetzt machen? Nie wieder einen Film schauen? Das können wir dir nicht sagen (und auch nicht von dir verlangen), aber wir können dir zumindest eine definitive Handlungsempfehlung geben. Drei Forschende von der University of Michigan haben sich dieser Frage nämlich in einer Life Cycle Analysis gestellt. Heißt: Sie haben die möglichst kompletten Emissionen und Effekte beider Varianten analysiert. Ihr Ergebnis:
Einen Film einmal über Streaming zu schauen, erzeugt ungefähr ein Viertel der Emissionen, von einer Blu-Ray. Oder andersrum: Du musst einen Film ungefähr vier mal über eine Blu-Ray schauen, damit sie nachhaltiger ist, als wenn du den Film auf Netflix und Co. schaust.
Noch besser also ist, wenn du eine Blu-Ray gar nicht erst neu kaufst, damit sie dann bei dir Regal Staub ansetzt. Stattdessen solltest du sie entweder ausleihen oder gebraucht kaufen. Flohmärkte, Willhaben oder auch Medimops haben immer wieder mal großartige Angebote parat.
Was soll ich jetzt machen?
Unsere Empfehlung: Kauf dir einen Film nur dann selbst, wenn du weißt, dass du ihn noch mindestens vier mal sehen willst. Das gilt für deine All-Time-Lieblinge. Und im allerbesten Fall besorgst du ihn dir nicht neu, sondern einfach gebraucht.
Wenn du dir noch nicht sicher bist, dann schau einen Film lieber auf einem Streaming-Dienst oder borg dir irgendwo die DVD aus. Bibliotheken haben sehr oft einen großen Bestand und das Gleiche gilt vielleicht auch für deine Freund*innen. Wenn du kein Abspielgerät dafür hast, kauf dir aber nicht unbedingt ein neues, sonst zerhaust du dir deine ganze schöne Rechnung.
Neu ist nicht immer besser und teilen ist immer smarter, als etwas allein zu besitzen.
Und wenn ich noch mehr tun will?
Wenn du deinen Filmabend-Impact noch weiter reduzieren willst, dann gibt es noch ein paar andere Möglichkeiten. Zum Beispiel kannst du statt über Netflix zu streamen, Waterbear ausprobieren. Das ist ein kostenloser Streaming-Dienst, bei dem du über 1.000 Dokus rund um nachhaltige Themen findest und sie sind bemüht, in jedem Schritt möglichst geringe Emissionen zu erzeugen.
Außerdem kannst du auch dein Abspielgerät überdenken. Je größer das Gerät, desto größer ist auch der Impact in der Herstellung und desto mehr Energie verbraucht es. Auch wenn letzteres natürlich auch von dem Strom abhängt, der aus deiner Steckdose kommt. Und natürlich gilt auch hier: Gebrauchte oder rerfurbishte Geräte sind immer besser als neue.
Die Frage der Verantwortung
Bevor wir dich jetzt aber in deinen möglichst nachhaltigen Filmabend entlassen, noch ein Wort der Entschärfung: Deine Entscheidungen sind bei solchen Fragen immer ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn letzten Endes obliegt es zum Beispiel Netflix, aus welchen Quellen es den Strom für die Server-Farmen bezieht. Du hast da nur wenig Einfluss drauf.
Das heißt aber umgekehrt auch nicht, dass deine Entscheidungen egal sind. Um bei der Metapher mit dem Tropfen zu bleiben: Steter Tropfen hölt den Stein. Aber jetzt genug von den Tropfen. Du hast einen Filmabend zu planen!
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Und wenn du jetzt direkt mehr lesen willst, dann erklärt dir Sophie, welche Milch-Alternative am besten ist, und wir klären ein paar Mythen rund um Soja auf.