Hands On: Keine Lust auf Sex? Kein Problem!

Keine Lust auf Sex? Klingt erstmal tragisch, verstehen wir. Aber wir können dich beruhigen. Resident (S)Expert Shanice Moore erklärt vier Gründe, die die Lust auf Sex verringern können.

Wir kennen alle diese stressigen Momente, die uns vollkommen vereinnahmen und verhindern, dass wir uns auf irgendetwas anderes konzentrieren können. Oftmals bleiben Freund*innen und Partnerschaften auf der Strecke. Gerade bei Partnerschaften wirkt sich Stress auch auf die Intimität aus. Heute erkunden wir deshalb die multiplen Gründe dafür, warum man keine Lust auf Sex haben könnte. Eines gleich vorweg: Keiner dieser Gründe ist schlimm.

Mögliche Gründe für keine Lust auf Sex im Überblick

1. Stress (und was du dagegen machen kannst)

Wenn der Kopf belegt ist, fehlen die Kapazitäten zur Entspannung, daraus folgt weniger Lust auf Sex. Wenn man den Druck aus Intimität herausnimmt (schlechtes Gewissen der Partnerperson gegenüber) und sich die Zeit nimmt, die man braucht, um mit den äußeren Einflüssen klarzukommen, wird auch wieder Intimität Einkehr finden.

Dein Wohlbefinden sollte an dieser Stelle den ersten Platz einnehmen. Versuche, die Stressquelle herauszufinden und nimm Schritte in Angriff, um die Quelle zu schmälern. Wenn dein Job dich gerade enorm stresst, dann nimm vielleicht deine Führungskraft einmal zur Seite und bespreche die an dich gesetzten Erwartungen. Sehr wahrscheinlich wird deine Führungskraft den Workload im Team neu verteilen, um dich etwas zu entlasten. Aber die Person kann dir nicht helfen, wenn du nicht darüber sprichst.

Wie immer im Leben gilt: Nur wer fragt, der*dem kann geholfen werden.

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Es kann auch einmal vorkommen, dass einen die Familie oder Freund*innen etwas stressen. Familien, Beziehungen und Freundschaften bestehen aus viel Arbeit und wir wissen alle, dass wir nicht immer gleich viele Energiereserven haben. Und manchmal kommt man auch an einen Punkt, wo es größere Unstimmigkeiten gibt. Wenn du dich in so einer Situation wiederfindest, dann sprich offen und ehrlich über deine Gefühle, deinen Stress und deine Gedanken. Menschen, die dich respektieren und schätzen, werden dir zuhören und auf deine Bedürfnisse eingehen, sofern es für sie möglich ist. Und wer das nicht tut oder kann, sollte vielleicht nicht in deinem engeren Vertrautenkreis sein.

Wenn sich der Stressfaktor nicht so einfach lösen lässt, dann versuch, zumindest eine entspannte Atmosphäre für dich zu schaffen. Helft einander aktiv dabei zu entspannen, um in einen anderen Mindspace zu kommen. Dafür eignen sich erfahrungsgemäß Massagen, Kerzenlicht, Lieblingsmusik leise im Hintergrund gespielt and other romantic shit besonders gut. Bitte macht euch aber klar, dass keine Erwartungen an diese Atmosphäre geknüpft werden. Nur weil die Stimmung etwas romantisch angehaucht ist, muss es nicht zu Sex kommen. Es ist vollkommen ok, wenn du einfach nur die Nähe deiner Partnerperson genießt und ihr danach entspannt ins Bett geht. Lass keinen Druck aufkommen, da das die Stimmung und die Lust auf Sex weiter schmälert. Es ist ok, auch einmal ein paar Wochen keinen Sex zu wollen. Jeder Mensch ist da anders und das ist vollkommen in Ordnung.

2. Medizinische Gründe 

Natürlich gibt es auch medizinische Gründe, warum man gerade keinen Sex haben wollen könnte. Ein bekanntes Beispiel, das man schon einmal gehört haben sollte, ist Vaginose. Vaginose ist eine häufig vorkommende Störung der Scheidenflora, die zu unangenehmen und manchmal schmerzhaften Symptomen führen kann. Das heißt, dass es dazu kommen kann, dass man beim Sex Schmerzen hat. 

Bitte mach dir immer klar, dass Sex niemals auf die eigenen Kosten stattfinden sollte. Wenn es nicht geht, geht es nicht. Du solltest niemals der Partnerperson zuliebe Sex haben, obwohl du Schmerzen hast! Lass dich dann auch nicht dazu überreden. Wenn du Schmerzen hast, dann sollte der Fokus auf dir liegen und nicht auf der Befriedigung der Bedürfnisse deiner Partnerperson.

Es gibt natürlich viele Krankheiten und Konditionen, die Sex erschweren und sich auf Intimität auswirken können. Beispielsweise sorgen manche Medikamente (Antidepressiva, Epilepsie Medikation, Pille) für eine geminderte Libido oder haben andere Nebenwirkungen, die Sex erschweren. Es ist vollkommen egal, was davon auf dich zutreffen sollte. Wenn es nicht geht, musst du dich nicht verbiegen, um deiner Partnerperson Sex bieten zu können.

Egal ob Penis oder Vagina, man sollte sich für niemanden anpassen und mit Schmerzen leben müssen, darüber hinaus gibt es viele Alternativen zur Penetration. Einfach herumprobieren und herausfinden, was du selbst am liebsten magst und was deiner Partnerperson gefallen könnte. Seht es als neues Spiel, das etwas Pepp in die Beziehung bringt.

Eines ist auf jeden Fall klar: Offene Kommunikation ist das A und O. Du solltest dich deiner Partnerperson gegenüber öffnen und klar und deutlich deine Bedürfnisse schildern. Du solltest aber auch darauf hören, was deine Partnerperson sagt und gemeinsam mit ihr eine Lösung oder Absprache finden, die ihr beide akzeptieren könnt. Alternativen zum Penetrativen Sex sind eine Möglichkeit, man kann auch die Beziehung öffnen, sofern das für alle Beteiligten ok ist etc. Wir leben inzwischen in einer Welt, die uns so viele Möglichkeiten bietet und dürfen auch endlich die veralteten Beziehungsmuster hinter uns lassen. Findet das, was euch hilft und guttut.

3. Asexualität und das Ace-Spektrum

Manche Menschen haben von vornherein kein oder weniger Interesse an Sex. Durch Medien und Gesellschaft wird impliziert, dass dann etwas mit einem nicht stimmt. Das ist falsch! Du bist vollkommen in Ordnung so wie du bist. Du musst keinen Sex haben oder sexuelle Anziehung verspüren. Es ist vollkommen OK, wenn du es mal probiert hast und es dir einfach nicht gefallen hat oder du gar nicht erst vorhast, es auszuprobieren.

Menschen sind individuell und die Grenzen dessen, was du selbst magst und akzeptierst, können fließend ineinander übergehen. Du kannst Tage haben, an denen bestimmte Dinge in Ordnung sind, und wieder andere Tage, wenn es einfach gar nicht geht. Wenn ich so frei sein darf, ein eigenes Beispiel zu nennen: Ich hasse Küsse. Alles daran dreht mir den Magen um. Aber! Es gibt auch Tage, an denen ich sie gern hab und mir hin und wieder mal einen Kuss stehle. Weite dieses Gefühl auf jede Art von Intimität aus und zack, vielleicht findest du dich in dieser Beschreibung wieder. 

Aber weil ich nicht irgendwelche Dinge in den Raum stellen möchte, ohne dir irgendeinen Anhaltspunkt zu geben, möchte ich der Sache einen Namen geben. Solltest du dich irgendwie angesprochen fühlen, lohnt es sich für dich vielleicht, das Ace-Spektrum zu recherchieren. Das Queerlexikon (eine gute Quelle für erste Fragen) beschreibt Asexualität wie folgt:

A_sexuell, A_sexualität, nonsexuell: Eine a_sexuelle Person fühlt keine oder wenig sexuelle Anziehung zu anderen Menschen. A_sexualität bewegt sich auf einem Spektrum. Dies wird durch den Unterstrich verdeutlicht. A_sexualität heißt nicht, dass eine Person zölibatär lebt, zum einen, da das Zölibat eine freie Entscheidung und keine sexuelle Orientierung ist, und zum anderen, weil a_sexuelle Menschen aus verschiedenen Gründen Sex haben können. A_sexualität hängt nicht zwangsläufig mit A_romantik zusammen. 

Erste Label, die du dir genauer ansehen kannst wären: 

  1. Demisexuell /-romantisch: Eine emotionale Verbindung stellt die Grundlage für die sexuelle Anziehung dar. Du kannst du nur dann sexuelle Anziehung verspüren, wenn du eine Person magst und ihr vertraust. 
  2. Fraysexuell /-romantisch: Die Anziehung besteht hauptsächlich zu unbekannten Menschen. Sobald man der Person näher kommt oder ein gegenseitiges Interesse verspürt, bricht es ab.
  3. Greysexuell /-romantisch: Eine sehr seltene und schwache Anziehung zu anderen. Kann auch zum Teil nur unter ganz bestimmten Bedingungen vorkommen. Dieser Begriff wird auch manchmal als Oberbegriff für ein weiteres Spektrum innerhalb des Ace Spektrum verwendet.

Finde heraus, was auf dich am besten zutrifft und sprich mit deinen (potenziellen) Partnerpersonen über deine Erwartungen und Vorlieben. Wenn sich diese Erwartungen nicht decken, dann solltest du darüber nachdenken, ob sich diese Beziehung wirklich für dich eignet. Es wird nämlich immer irgendwo jemanden geben, der*die dich genau so akzeptiert, wie du bist. 

Und an dieser Stelle möchte ich kurz anmerken, dass auch Allo ein Spektrum ist. (Alles was nicht zum Ace Spektrum dazu gehört wird hier gesammelt.) Es ist wichtig zu verstehen, dass du dir jetzt nicht nur andere Menschen aus dem Ace Spektrum als Partnerpersonen raussuchen kannst/musst. Eine Allo-Ace-Beziehung ist möglich und wie bereits gesagt: Du wirst einen Menschen finden, der dich so akzeptiert, wie du bist. Das Label, das dieser Mensch dann trägt, ist vollkommen egal und unabhängig von deinem Label!

4. Nicht in der Stimmung

Es ist vollkommen ok, nicht immer einsatzbereit zu sein. Wenn es nicht passt, passt es nicht. Ich kann nicht oft genug wiederholen, dass du dich niemals für jemand anderen verbiegen solltest. Nicht in der Stimmung zu sein, kann viele Gründe haben. Und alle davon sind valide.

Als keinen Vorschlag für dich kann ich dir nur anbieten, dass du deiner Partnerperson etwas Raum gibst, damit sie sich allein (oder mit anderen) um ihre Bedürfnisse kümmern kann, ohne dass du Druck verspürst, dich beteiligen zu müssen. Du bist deiner Partnerperson nichts schuldig. Und es ist auch voll ok, wenn du trotzdem willst, dass deine Partnerperson Sex bekommt, aber eben nicht mit dir. Lass dir von niemandem einreden, dass du dich selbst darum kümmern musst oder dass deine Beziehung nicht zählt, weil man sich die Bedürfnisse vielleicht einfach unabhängig voneinander mit anderen Personen befriedigt.

Noch mehr Interesse an Sex? Dann klären wir für dich die Frage, ob du Sex am Uni-Campus haben darfst und geben dir 10 Fragen, die du deiner Partnerperson über Sex stellen kannst.

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