Es ist ein schöner, romantischer Abend. Vielleicht brennen irgendwo Kerzen, vielleicht spielt leise Musik im Hintergrund. Oder ihr habt gerade eine Folge eurer gemeinsamen Lieblingsserie beendet und wollt euch langsam ins Schlafzimmer zurückziehen. Problem: Ihr habt noch nicht über Sex, eure Wünsche, Erwartungen und Vorlieben gesprochen.
Und irgendwie fühlst du dich auch komisch, das einfach so anzusprechen. Dann hilft es dir vielleicht, deine Fragen aufzuschreiben. So kannst du deine wichtigsten Punkte nicht vergessen, und wenn du sie wirklich nicht aussprechen kannst, dann kannst du deiner Partnerperson den Zettel zuschieben und er*sie kann so darauf antworten.
1. Besteht die Möglichkeit, dass du Geschlechtskrankheiten hast?
Wichtige Frage! Sex ist etwas sehr Intimes. Du zeigst dich sehr vulnerabel. Natürlich willst du dann auch klären, welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen. Also fühl dich nicht schlecht, wenn du gerade in einer frischen Beziehung eine solche Frage stellst. Und versteh das nicht falsch.
Hier geht es nicht darum, der anderen Person ein schlechtes Gefühl zu geben, weil er*sie viele Sexualpartner*innen hatte. Es geht hier lediglich darum, dass ihr beiden auf sichere Art und Weise Sex haben könnt, ohne euch gegenseitig Krankheiten zu geben.
Wir verstehen natürlich, wenn das Thema sich für dich heikel anfühlt. Manche Menschen haben Stigmata sehr verinnerlicht und können daher negativ auf eine solche Frage reagieren. Lass dich davon aber nicht verunsichern. Denn dein körperliches Wohl ist genauso wichtig wie das deiner Partnerperson. Bei dieser Frage raten wir die Pflastermethode. Reiß es einfach ab und bring das Thema hinter dich.
2. Welche Verhütungsvorlieben hast du?
Wenn es um Sex geht, dann ist auch Verhütung ein naheliegendes Thema. Und so individuell wie sexuelle Bedürfnisse sind, sind auch die Möglichkeiten zur Verhütung. Manche Menschen verlassen sich gerne nur auf eine Verhütungsmethode, andere nehmen gerne mehrere zusammen für mehr Sicherheit. Zur Klarstellung: Wenn wir von Verhütung sprechen, dann meinen wir Lecktücher, Kondome (Latex, andere), Pille, Spirale, …
Kläre am besten vor dem ersten Sex ab, welche Unverträglichkeiten es gibt, damit es kein böses Erwachen gibt. Oder man am Ende nicht richtig vorbereitet ist. Ein solches Gespräch kannst du direkt anfangen, wenn du dich bei der Person sicher genug fühlst, um mit ihr Sex zu haben. Wenn du nicht direkt fragen möchtest, kannst du auch erst aufzählen, was du bereits zur Verhütung probiert hast oder gerade aktiv nutzt.
PS: 'Ich will keine Verhütungsmittel verwenden', ist keine gute Antwort auf diese Frage und deine Wünsche sollten jedenfalls respektiert werden.
3. Welche Stellungen magst du besonders gerne?
Sex kann in den verschiedensten Stellungen stattfinden . Und nicht jeder Mensch mag jede Stellung gleich gern. Manche Sachen sind vielleicht auch aus körperlichen Einschränkungen heraus nicht so möglich. Kläre am besten ab, welche Stellungen deine Partnerperson mag und oder nicht mag. Doggy, Missionar oder doch ganz anders? Findet eure Gemeinsamkeiten und wenn ihr keine findet, dann kann es auch sehr … “anregend” sein, gemeinsam zu recherchieren und sich einfach auszuprobieren.
4.Wo wirst du besonders gerne berührt?
Jeder Mensch hat sie: erogene Zonen. Finde am besten heraus, welche es für deine Partnerperson sind, bevor ihr Sex habt. Und gehe niemals davon aus, dass du schon alles weißt. Menschen sind sehr individuell. Und nicht jede Stelle ist bei jeder Person gleich empfindlich. Manche Stellen können für die eine Person super berührungsempfindlich sein und andere spüren dort kaum etwas.
Sei also vorsichtig und taste dich langsam vor. Wenn du nicht direkt nachfragen willst, dann kannst du auch die Zeiten nutzen, wenn ihr sowieso kuschelt. Berühre deine Partnerperson (natürlich nur mit Consent!) und frage in dem Moment, ob es ihm*ihr gefällt oder was du anders machen kannst.
Und ganz wichtig: Wenn deine Partnerperson dir eine Rückmeldung gibt oder dich vielleicht korrigiert, dann werte das nicht als persönlichen Angriff. Deine Partnerperson möchte dir dabei helfen, dass euer Kuscheln und der Sex so angenehm wie möglich für euch beide wird.
5. Benutzt du gern Spielzeug – Ja, nein?
Manche Menschen heizen das Schlafzimmer (oder Auto, Badewanne etc.) gerne mit etwas Spielzeug auf. Bringe in Erfahrung, was deiner Partnerperson lieber ist. Manche Menschen haben sich über die Jahre einen Riesen-Vorrat an Spielsachen für intime Stunden zusammengesammelt und andere haben oder wollen es nicht probieren. Egal was deine Partnerperson sagt, respektiere die Entscheidung und versuche nicht ihn*sie zu irgendetwas zu drängen.
Wenn ihr beide keine Erfahrung damit habt, dann könnt ihr beispielsweise auf Seiten wie eis.at nachschauen und euch mal etwas günstiges für den Test besorgen. Wenn eine Person schon etwas erfahrener ist, dann kann sie auch mal ein paar beginner-friendly Spielsachen zeigen. Im besten Fall endet die Vorführung der Spielsachen unglaublich heiß und im schlimmsten Fall hat man was neues über den eigenen oder den Körper der Partnerperson gelernt.
6. Welche Wünsche und Fantasien hast du?
Finde heraus was deine Partnerperson sich von Sex erhofft und verspricht und versuche offen darauf einzugehen. Was wir damit meinen? Manche Menschen mögen es heiß und wild und hart. Andere mögen es lieber ruhig, romantisch und ganz entspannt. Und alles ist gleich in Ordnung.
Finde heraus, was deine Partnerperson mag, damit ihr wisst, inwieweit ihr kompatibel seid. Lasst euch aufeinander ein und lehnt nichts von vornherein ab. Natürlich sollst du dich wohlfühlen, aber manche Dinge haben ein Stigma, das vollkommen unnötig und übertrieben ist. Was auch immer du tust: Mache dich auf jeden Fall nicht über Wünsche und Erwartungen deiner Partnerperson lustig.
Du könntest ein solches Gespräch zum Beispiel in einer romantischen Umgebung einleiten. Vielleicht mit der Frage, was deine Partnerperson in so einem Moment gerne tun würde. Oder was sie gerne hätte, dass du mit ihr oder für sie tust.
7. Hast du Kinks?
Falls deine Partnerperson besondere Vorlieben hat, ist es immer gut, davon zu wissen. Ganz wichtig ist aber, dass du deine Partnerperson niemals wegen eines Kinks shamen solltest. Du darfst und sollst aber ehrlich genug sein und bestimmte Dinge ablehnen, wenn du sie nicht probieren willst oder sogar schon weißt, dass sie dir nicht gefallen.
Kinks und BDSM beruhen auf Gegenseitigkeit. Beide Seiten müssen zustimmen und beide Seiten sollen auch Spaß an der Spielerei haben. Ist das nicht gegeben, dann mach es nicht mit, beziehungsweise versuche nicht, deine Partnerperson davon zu überzeugen.
Du musst nicht drauf stehen, aber bitte shame deine Partnerperson auch nicht für ihre Kinks!
8. Schaust du Pornos?
Manche Menschen lieben Pornos, andere werden davon nicht angesprochen. Wenn dir der Konsum von Pornos wichtig ist oder du ihn ablehnst, solltest du deinen Standpunkt dazu mit deiner Partnerperson besprechen, damit niemand verletzt oder enttäuscht wird. Es soll am Ende niemand verletzt werden, weil nicht darüber gesprochen wurde.
9. Ganz wichtig: Welche No-Gos hast du?
Nimm diesen Punkt sehr ernst. Es gibt immer Dinge, die man lieber nicht machen möchte. Und niemand sollte dich dazu drängen, etwas auszuprobieren oder zu tun, was du nicht magst. Genauso solltest du auch darauf eingehen, was deine Partnerperson nicht mag. So erspart ihr euch unschöne Stunden und mögliche hervorgeholte Traumata.
Hier hilft es am besten, der Partnerperson offen gegenüberzutreten und zuzuhören, wenn etwas gesagt oder erklärt wird. Es kann gruselig sein, vergangene schlechte Erfahrungen wieder hochholen zu müssen, aber verstehe, dass es dabei hilft, dass du solche Situationen nie wieder erleben musst.
10. Wie viel Erfahrung hast du?
Jungfräulich, sehr erfahren? Wichtig: Kein Slutshaming betreiben! Es ist nicht schlimm, wenn du oder deine Partnerperson viel Erfahrung gesammelt haben oder wenn eine Person mehr Erfahrung hat als die andere. Wichtig ist nur, dass man aufeinander zugeht und darüber spricht.
Es kann sein, dass die Person mit weniger Erfahrung etwas mehr Zeit braucht, um sich auf Sex einzulassen. Vielleicht muss man dann auch mehr Rücksicht nehmen, weil sie einfach nicht weiß, wie es geht. Das ist nicht schlimm. Sprecht offen und ehrlich darüber. Dabei ist auch nichts peinlich.
Egal wie viel Erfahrung man gesammelt hat oder auch wie wenig, wenn es für die jeweilige Person gepasst hat, dann ist das alles, was zählt. Auf jeden Fall gibst du deiner Partnerperson ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, wenn sie weiß, dass du auf ihre Bedürfnisse eingehen wirst.
Man kann nicht alles erfragen
Auch wenn wir hier einige Sachen gesammelt haben, ist hoffentlich klar, dass man eben nicht immer über alles reden kann. Es gibt so viele Dinge, die man abfragen kann und manche Dinge lernt man erst mit der Zeit übereinander. Und das ist vollkommen okay. Wenn ihr regelmäßig Gespräche sucht, dann sollte sich alles gut entwickeln.
Fragt euch regelmäßig, ob sich eure Vorlieben oder Erwartungen geändert haben. Fragt, ob es noch gut ist, wie es gerade läuft. Und hört einander immer zu. Hab keine Angst, auf deine Partnerperson zuzugehen und offen zu sagen, wenn etwas nicht mehr passt. Nur so könnt ihr verhindern, dass jemand verletzt oder traumatisiert wird. Und sollten alte Erinnerungen hochkommen, dann könnt ihr euch nur gegenseitig helfen, wenn ihr offen miteinander sprecht.
Vergiss nicht, dass ihr euch beide in eine vulnerable Position begebt. Zuhören und miteinander sprechen ist das A und O. Du willst noch mehr Tipps rund um Sex, Flirt und Beziehung? Dann erklären wir dir, ob du Sex an der Uni haben darfst und welche Anmachsprüche du dir gleich schenken kannst (und was du vielleicht stattdessen sagen solltest).