Hands On: Was Dating-Apps mit deinem Selbstwertgefühl anstellen können

Dating-Apps? Segen oder doch eher Fluch für dein Selbstwertgefühl? Resident (S)Expert Shanice Moore wirft einen Blick auf Tinder, Bumble und Co. und erklärt, was sie mit dir und deiner Psyche anstellen können.

Wir haben alle schon einmal selbst eine Dating app auf dem Handy gehabt oder kennen jemanden, der*die eine auf dem Handy hat. Sie sind intuitiv und die Einrichtung dauert nur wenige Minuten. Was viele allerdings vergessen, ist, dass auch Dating Apps eine negative Auswirkung auf unser Wohlbefinden haben können. Ich hab für dich einen Blick auf die Schattenseite der Dating-App-Welt geworfen. 

Der Instagram-Effekt

Alle sind darauf bedacht, sich von der besten Seite zu zeigen. Immer. Auch (und besonders) auf Dating-Apps. Was Forschende schon über Instagram und die Fantasie-Leben, die sich Menschen dort aufbauen, herausgefunden haben, trifft auch auf Dating-Apps zu. Man zeigt den coolen Urlaub (der vermutlich schon 3 Jahre her ist) und den tollen Körper (der nur in diesem Licht und genau dem Winkel und genau dem Kleid/Shirt perfekt aussieht) und hofft auf Anerkennung durch Matches. 

Bleiben diese Matches aus, kann sich das negativ auf die eigene Psyche und das eigene Wohlbefinden auswirken. “Bin ich nicht hübsch/interessant/cool genug?” oder “Was mache ich falsch?” In unserer hochtechnologisierten Welt kann man inzwischen aber so viel an Bildern verändern kann, dass sie nichts mehr mit dem Original zu tun haben. 

Darüber hinaus solltest du niemals den Fehler bei dir suchen. Du bist nicht Schuld daran, dass ein Algorithmus deine Bilder nicht so viel pusht wie andere. Du bist nicht daran Schuld, dass du dir zum perfekten Strand-Posen keinen Urlaub in Bali leisten kannst. Du bist auch nicht daran Schuld, wenn du deinen Körper nicht 7 Tage die Woche im Gym stählst. 

Wir sind Menschen. Individuen. Und die Entscheidungen, die wir für uns treffen, sind genau die richtigen für uns. Bitte vergiss nie, dass nicht alles, was du online siehst, echt sein muss und dein Wert definitiv nicht von deinen Likes, Matches und Dates abhängt. Und bedenke bitte auch, dass auch die anderen Menschen um dich herum ihre Päckchen mit sich herumtragen. Sie sind auch unsicher und versuchen ihren Weg in dieser verwirrenden Welt zu finden.

Die allermeisten faken genauso viel wie du.

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Der Tinder-Effekt

In Zeiten großer Auswahl (siehe Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, …) kann man schon einmal den Überblick verlieren. Man kann auch wählerischer werden und sich nicht mehr auf alles einlassen. Weshalb ich darüber schreibe: 

Bei Tinder ist mir aufgefallen, dass viele Menschen sehr rabiat an ein Gespräch herangehen. Wenn sie nicht sofort bekommen, was sie wollen, fangen sie an zu ghosten oder werden beleidigend. Sie haben ja noch so viel mehr Auswahl. Warum also einer Person nachtrauern, wenn man sie mit 50 anderen ersetzen kann? Aber das ist das Problem. Menschen können nicht ersetzt werden. 

Und auch wenn es vielleicht nicht passt und du dann geghostet wirst, sagt das nichts über dich selbst aus. Wenn überhaupt, dann sagt es etwas über die Person aus, die dich ghostet. Ich weiß, dass es leichter gesagt ist, als getan, aber nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen. Du bist wertvoll und solltest keiner Person nachtrauern, die dich schlecht behandelt.

Der laufende Fetisch

Allen Lesenden, die z.B. nicht-weiß sind, wird der nächste Punkt wahrscheinlich sehr bekannt vorkommen. Und gerade die Zeiten des Internets und der Online-Dating-Apps haben das Problem verstärkt. Manche Menschen wollen nur ganz bestimmte Ethnien, Hautfarben, Haarstrukturen daten. Und ich rede hier absichtlich nicht von Menschen mit bestimmten Eigenschaften, sondern den Eigenschaften allein. Gerade, wenn man einer Minderheit angehört, die hypersexualisiert wird (Schwarze Frauen/Männer, Asiatische Frauen), gerät man oft an Menschen, die einen nicht als Mensch wahrnehmen, sondern als persönlichkeitslosen Fetisch. 

Für sie muss man bestimmte Erwartungen einer Ethnie erfüllen und darf nicht als Individuum erkennbar sein. Das macht natürlich etwas mit deinem Selbstwertgefühl. Trust me, I know. Been there, done that. Ich weiß auch, dass es nicht immer gleich erkennbar ist. 

Man fühlt sich am Anfang einfach wertgeschätzt. Und wenn man sowieso viele schlechte Erfahrungen auf dem Datingmarkt gemacht hat, dann freut man sich einfach auch einmal, wenn jemand genau die Teile, die andere an einem bemängelt haben (Haarstruktur, Hautfarbe, …) in den Himmel heben und vergöttern. 

Der Punkt, an dem es schlimm wird

Schlimm wird es, wenn du genau merkst, dass es nicht um dich geht, sondern darum, was du in der Fantasie einer Person darstellst. Du merkst es an so Kleinigkeiten wie negativen Reaktionen, wenn du deinen Afro dann doch einmal glättest oder wenn du dich vielleicht etwas schlabbriger und weniger figurbetont anziehst. Denn die Erwartung ist ja, dass du immer sexy, lasziv und einsatzbereit sein solltest (oftmals auf mich als biracial Mensch angewendet worden). 

Wenn du solche Muster erkennst, dann spar dir viel Schmerz, Trauer und Leid und entferne dich von der Person. Es geht in vielen Fällen nicht um dich, sondern um das, was du in der Gesellschaft und Fantasie der Person darstellst. Es ist ok, wenn du solchen Menschen auch ins Gesicht sagst, dass das, was sie tun, nicht in Ordnung ist. Aber vergiss nie auf dich und deine Sicherheit zu achten. Manchmal ist das Beste, was man tun kann, die Nummer zu blockieren und das Match wieder aufzulösen.

Du bist mehr als dein Phänotyp

Ich hoffe, dass sich die Datingwelt bald ändert und ich hoffe, dass alle, die nach mir in den Datingpool springen, viele schöne Momente und Personen erleben. Bleib aber wachsam und vergiss dabei nicht, auch etwas Spaß zu haben. Nicht alle Menschen haben ulterior motives und manchmal ist Wertschätzung tatsächlich genau das. Wertschätzung.

ABER, vergiss bitte niemals: Du bist mehr als dein Phänotyp. Du bist mehr als eine Rolle, die du erfüllen musst, um akzeptiert zu werden. Du bist mehr als die Befriedigung der Fantasie irgendeiner Person in einer App.

Selfcare nicht vergessen

Bei all diesen Möglichkeiten und der Geschwindigkeit, in der sich alles momentan bewegt, solltest du außerdem nicht vergessen, dass du dir auch eine Pause gönnen darfst. Sagen wir einmal, du hast Apps ausprobiert und es hat dir nicht so gut getan? Dann mach eine Pause. Du musst nicht durchgehend auf der Suche sein, nur weil du Single bist. Du darfst dir auch etwas Ruhe und Erholung gönnen. Du darfst dir die Zeit nehmen, dich selbst kennenzulernen und an dir und deinen Hobbys zu arbeiten. 

Es ist auch ok, wenn du alle paar Monate einmal eine Dating App herunterlädst, etwas damit rumprobierst und vielleicht die Liebe deines Lebens triffst oder neue Freund*innen oder keins von beidem.

Du stehst im Mittelpunkt. Du bist wichtig. Nimm dir die Zeit die du brauchst und lass dir von niemandem einreden, dass du ja jetzt schon längst eine*n Partner*in haben solltest. Du hast wirklich alle Zeit der Welt!

Du willst noch mehr Rat und Insights rund Sex, Dating und Beziehung? Dann haben wir mit Hands On genau die richtigen Inhalten für dich. Wir haben nämlich auch schon angeschaut, was welche Dating-Apps denn so taugen und welche Fragen du der Person, die du dort kennengelernt hast, über Sex stellen kannst.

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