Exklusive Umfrage: So geht es LGBTQIA+ Studierenden in Österreich

Im Pride Month haben wir die Frage gestellt, wie es LGBTQIA+ Studierenden in Österreich geht. Und natürlich auch, wie queer sie sind und wie offen sie gegegnüber eines Outings anderer sind. Hier sind die Resultate unserer exklusiven Umfrage.

Wie queer sind Österreichs Studierende? Wie gut geht es der LGBTQIA+ Community an österreichischen Hochschulen? Und wie stehen Studis hierzulande eigentlich zu queeren Themen? Vor dem Pride Month haben wir nach Antworten auf diese Fragen gesucht. Vergebens. Also haben wir zusammen mit unseren Freund*innen bei Studo beschlossen: Wir machen unsere eigene Umfrage!

In den letzten drei Wochen haben 3.437 Studierende aus ganz Österreich daran teilgenommen und zeichnen ein überwiegend positives Bild für die LGBTQIA+ Community an Unis und FHs. Du willst die Details? The nitty-gritty? Dann haben wir hier die spannendsten Ergebnisse aus unserer Umfrage für dich!

1. 80 Prozent kennen queere Studierende

Okay, wir gestehen, das überrascht uns nicht wirklich. Aber die Tatsache, dass nur rund ein Fünftel der Teilnehmenden angibt, sie würden keine Mitglieder der LGBTQIA+ Community kennen, ist doch ein sehr eindeutiges Zeichen, wenn du uns fragst. Es sagt klipp und klar: Queers sind überall.

2. 60 Prozent der Teilnehmenden sind queer

Dass 80 Prozent der Studis Queers kennen, überrascht noch weniger, wenn man diese Zahl sieht. Fast zwei Drittel gaben an, dass sie sich mit einem der zur Auswahl stehenden Label identifizieren. Hier ein Überblick über die meistgewählten:

Noch ein paar Highlights und Daten gefällig? Knapp ein Drittel gibt an, bi- oder pansexuell zu sein, 17 Prozent sind homosexuell und ungefähr ein Zehntel der Teilnehmenden ist asexuell. Aber auch nichtbinäre Geschlechtsidentitäten und polyamouröse Beziehungen kommen unter Studis häufig vor. In jedem Fall liegen die Ergebnisse übrigens weit über dem österreichischen Schnitt.

3. Profs behandeln queere Studis kaum anders

Eine wichtige Frage für uns war: Behandeln Profs queere Studierende wegen ihrer Labels anders? Die Antwort hat uns überrascht. Vor allem, weil sie so positiv ausgefallen ist. Nur 7 Prozent der queeren und geouteten Studis haben unsere Frage mit “Ja” oder “Eher, ja” beantwortet. Mehr als die Hälfte hat sogar mit “Nein” geantwortet. Diese sieben Prozent sind natürlich immer noch zu viel, aber die Tendenz sieht gut aus.

4. Studierende sind überwiegend unterstützend

Profs behandeln queere Studierende nur in wenigen Fällen schlechter. Das deckt sich auch mit den Antworten von Studierenden auf die Frage: “Angenommen, eine*r deiner Mitstudierenden outet sich bei dir. Wie würdest du reagieren?” Darauf haben drei Viertel gesagt, sie fänden es super. Und das über alle Label hinweg.

Aber natürlich gibt es auch hier Unterschiede. Während Homosexualität und Bi-/Pansexualität mit über 80 Prozent als super aufgenommen wird, sind es bei Polyamorie nur knapp über 70 Prozent.

5. Studis nehmen andere als weniger offen wahr

Spannende Sidenote dazu: Studis sind zwar durch die Bank sehr offen, sie glauben aber, dass das nicht für ihre Mitstudierenden und Profs gilt. Woher diese falsche Wahrnehmung – andere sind so viel weniger unterstützend als ich – kommt, können wir dir aber leider nicht sagen 🤷

6. Geisteswissenschaftler*innen sind im Schnitt offener als Informatiker*innen

Auch in den Studiengängen finden sich große Unterschiede, was die Unterstützung von LGBTQIA+ Themen unter Studierenden betrifft. In den Geisteswissenschaften und bei Pädagogik sagen 82 Prozent zu einem Outing: “Finde ich super.” Informatik hinkt da mit nur 68 Prozent etwas hinterher.

Außerdem noteworthy: Masterstudierende sind im Schnitt eine Spur weniger unterstützend als jene im Bachelor. Unsere Theorie ist, dass das mit dem Alter der Studierenden zusammenhängt, da jüngere Generationen im Schnitt auch unterstützender sind als ältere.

7. Frauen mehr supportive als Männer

Wir haben in der Umfrage übrigens auch das Geschlecht der Teilnehmenden abgefragt. So kam raus, dass Frauen in der Regel wesentlich unterstützender waren als Männer. Im Schnitt sogar um 26 Prozentpunkte.

Besonders spannend fanden wir hier die Variation nach Label. Am größten war der Unterschied bei Nichtbinarität. Nur knapp die Hälfte der Männer fände so ein Outing super im Vergleich zu 83 Prozent der Frauen. Am kleinsten war der Unterschied beim Thema Polyamorie. Das ist auch das Label, das die wenigsten Frauen super finden.

Bevor du fragst: Ja, wir haben auch nach nichtbinären Geschlechtern gefragt und auch die Möglichkeit offen gelassen, keine Angabe zu machen. Leider sind diese Gruppen recht klein ausgefallen und so wurden die Daten durch die Angaben einiger Trolle zu stark verfälscht, als dass sie noch statistisch relevant wären. Die Tendenz war bei beiden Gruppen aber überwiegend positiv.

8. Die Sache mit den Anlaufstellen

Bleibt noch ein letzter Punkt: Wie viele Anlaufstellen gibt es tatsächlich für LGBTQIA+ Studis? Hier gibt es zwei spannende Zahlen. Erstens sagt nur ein Drittel, dass definitiv ausreichend zur Verfügung stehen. Es braucht hier also definitiv noch mehr Ausbau. Noch wesentlich spannender ist allerdings, dass fast die Hälfte angibt, sie wisse es nicht.

 

Was das für uns heißt? Auch wenn es vielleicht ausreichend Anlaufstellen gibt (zum Beispiel bei den Studierendenvertretungen und den Arbeitskreisen für Gleichbehandlung an den Hochschulen), müssen die Hochschulen definitiv noch mehr darüber informieren. Die besten Anlaufstellen helfen schließlich niemandem, wenn niemand darüber Bescheid weiß.

Unser Fazit in drei positiven Punkten

Viele Zahlen? Ja. Aber wie können’s für dich nochmal in drei Punkten zusammenfassen:

  1. Studierende sind sehr queer (ein Drittel ist zum Beispiel bi/pan).
  2. Studierende sind sehr unterstützend (wobei es Unterschiede nach Geschlecht und Studiengang gibt).
  3. Die Lage an Hochschulen ist gut, aber ausbaufähig.

Du willst nochmal alles im Überblick? Dann packen wir dir unten natürlich nochmal die kompletten Umfrage-Ergebnisse hin! Und wenn du selbst Teil der LGBTQIA+ Community bist (egal, in welcher Form) und studierst, dann schreib uns doch gern an hello@captain-campus.com. Wir würden uns riesig freuen, deine Geschichte zu hören und der Welt weiterzugeben.

Du willst noch mehr über die Bedürfnisse von Studierenden erfahren? Unsere Freund*innen bei Studo haben Anfang des Jahres das Mental Health-Barometer gemacht! Und wenn du wissen willst, was die Hürden für trans Studis sind, haben wir den richtigen Artikel für dich.

 

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