Tabletten gegen Prüfungsangst: Welche Medikamente wirklich wirken

In irgendeiner Form kennen wir sie alle: die Prüfungsangst. Schneller Herzschlag, nasse Hände und ein Schauer, der den Rücken runterläuft. Oft ist es nicht mangelndes Wissen, sondern allein die Angst dafür verantwortlich, dass wir unsere Leistung während der Prüfung nicht abrufen können. Was du dagegen tun kannst und welche Tabletten wirklich helfen, zeigen wir dir hier.

Wer sehr unter Prüfungsangst leidet, der hat sicher schonmal nach Tabletten gegoogelt. Dabei stößt man schnell auf eine Vielzahl verschiedener „Medikamente“, deren Glaubwürdigkeit nicht immer ganz gegeben ist. Wir erklären dir heute, welche Hilfsmittel einen nachgewiesenen Wirkmechanismus haben und welche nur mittels Placebo-Effekt wirken.

Warnung

Bevor du diesen Artikel weiterliest, sei erwähnt, dass du unbedingt ärztlichen Rat aufsuchen solltest, bevor du jegliche Medikamente oder Tabletten zu dir nimmst. Dieser Beitrag dient lediglich zur Information und ist kein professioneller Ratschlag. Außerdem solltest du zuerst andere Möglichkeiten nutzen, bevor du zu pharmazeutischen Produkten greifst. Näheres zur Bewältigung von Prüfungsangst und psychologische Beratung findest du auf der offiziellen Website der Studierendenberatung.

Außerdem sei noch erwähnt: Wir beziehen uns bei allem in dem Artikel übrigens auf Infos aus dem Lehrbuch „Pharmakologie und Toxikologie“, das auch im Medizin-Studium verwendet wird. Nur, damit du weißt, das hier alles auch wirklich Hand und Fuß hat.

Baldrian & Co. gegen Prüfungsangst

Wir starten mit den sogenannten Phytopharmaka. Das sind pflanzliche Heilmittel, die auch auf empirischer Basis nachgewiesene Effekte haben. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass diese Effekte über den Placebo-Effekt hinausgehen müssen. Tun sie das nicht, dann nennen wir sie Placebos. 

Placebos wirken zwar, aber sie haben keinen Wirkstoff und der Effekt kann auch nicht in klinischen Studien rekonstruiert werden.

captain-campus-qoute

Beliebte pflanzliche Arzneistoffe zur Beruhigung und Hilfe bei Angstzuständen sind Baldrianwurzel, Passionsblumenkraut, Hopfenzapfen, Melissenblätter, Orangenblüten und Kava-Kava. Häufig findest du mehrere von ihnen in Kombipräparaten vor. Während all diese Pflanzenbestandteile eine nachgewiesene Wirkung haben, musst du jedoch drei Dinge beachten:

  1. Wirkeintritt: Pflanzliche Arzneistoffe wie der Baldrian brauchen zwei bis vier Wochen, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
  2. Wirkstärke: Auch wenn Phytopharmaka eine nachgewiesene Wirkung haben, so ist diese meist nicht so stark ausgeprägt. Heißt konkret, dass du dir nicht erwarten kannst, während der Prüfung gar keine Angst mehr zu verspüren.
  3. Wechselwirkungen: Ein anderes Problem von pflanzlichen Arzneistoffen ist ihre schlechte Forschungslage. Die Kombination mit anderen Medikamenten ist noch weitgehend unerforscht und birgt daher auch Risiken.

Alles in allem sind pflanzliche Medikamente ein guter Startpunkt, um Prüfungsangst zu verringern. Wichtig ist, dass du beginnst, sie rechtzeitig einzunehmen, damit sie ihre Wirkung voll entfalten können.

Richtige Medikamente: Benzodiazepine

Nun kommen wir zur nächsten Kategorie und damit auch zum Thema Rezeptpflicht. Während du Präparate mit Baldrian einfach so in der Apotheke kaufen kannst, brauchst du für die nächsten Medikamente ein Rezept. Konkret heißt das, dass du ärztlichen Rat aufsuchen musst und dabei auch guten Grund und manchmal ein gewisses Glück haben musst. Nicht immer wird Prüfungsangst als gerechtfertigter Grund angesehen, um stärkere Medikamente mit mehr Nebenwirkungen zu verschreiben.

Benzodiazepine (oder kurz Benzos) sind heutzutage Mittel erster Wahl bei Unruhe und Angstzuständen. Zwei Vertreter wären zum Beispiel Diazepam oder Oxazepam, die über den GABA(A)-Rezeptor wirken. GABA-Rezeptoren findest du auf Nervenzellen, die eine hemmende Wirkung entfalten, wenn sie aktiviert werden. Die meisten davon findest du zentral im Gehirn liegend. 

Neben dem erwünschten angstlösenden Effekt kommt es so auch zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Muskelschwäche und Abhängigkeit. Deshalb sollten Benzos bevorzugt akut, möglichst gering dosiert und kurzfristig verwendet werden. Dabei erzielen sie aber gute Ergebnisse und senken Angst besser, als es zum Beispiel der Baldrian tut.

Richtige Medikamente: Betablocker

Neben den Benzodiazepinen gibt es auch noch Betablocker. Diese haben ihren Namen daher, dass sie Beta-Rezeptoren blockieren und dadurch unter anderem die Symptome von Angstzuständen verhindern. Beta-Rezeptoren findest du ebenfalls auf Nervenzellen, wobei diese aber eine aktivierende Wirkung erzielen. Durch Beta-Blocker wird diese Aktivierung vermindert. Die Nervenzellen mit Beta-Rezeptoren findest du häufig peripher, zum Beispiel am Herz. 

Der Wirkstoff hierfür ist meistens Propanolol und verhindert genau das, was in der Einleitung beschrieben wird. Betablocker sorgen dafür, dass dein Herz langsamer schlägt und verhindern damit das Gefühl eines Angstzustandes. Wie alle anderen Medikamente haben auch Betablocker eine Reihe von Nebenwirkungen und sollten daher zum Beispiel nicht bei Asthma oder Diabetes verwendet werden.

Such für mehr Informationen auf jeden Fall direkt professionelle ärztliche Hilfe auf. Das hilft mehr als ein Artikel aus dem Internet!

captain-campus-qoute

Der Placebo-Effekt

Das sehr heikle Thema rund um Placebos und den Placebo-Effekt sorgt häufig für große Diskussionen. Deswegen sollten wir hier einige Dinge klarstellen. Der Placebo-Effekt ist eine positive Beeinflussung einer Krankheit durch eine Therapie, die nur durch die erwartete Wirkung entsteht. Währenddessen ist ein Placebo die eigentliche Tablette, die keinen eigentlichen Wirkstoff hat. Das heißt aber auch, dass man den Placebo-Effekt auch für „richtige Medikamente“ nutzen kann und sollte. Außerdem bedeutet das, dass Placebos sehr wohl eine Wirkung haben, nur eben eine, die rein auf Erwartung basiert.

Das Problem mit Placebos ist, dass der Placebo-Effekt für verschiedene Menschen und Krankheiten unterschiedlich gut wirkt. Obendrein ist hier wie bei den pflanzlichen Wirkstoffen die Forschung noch in den Kinderschuhen. Deshalb solltest du, wenn du nach nachgewiesener und verlässlicher Wirkung suchst, auf Phytopharmaka oder die oben genannten Medikamente zurückgreifen.

Placebos: Homöopathie, Schüsslersalze, Bachblüten und Co.

Obwohl oben eigentlich schon fast alle wirksamen Medikamente und Pflanzenstoffe genannt wurden, soll hier noch einmal betont werden, welche Tabletten keine Wirksamkeit haben, die über den Placebo-Effekt hinausgeht. Dazu zählen sämtliche homöopathischen Arzneimittel wie Globuli und andere alternativmedizinischen Produkte wie Schüsslersalze oder Bachblüten. 

Nicht vergessen: Nicht alles, was teuer als Medikament verkauft wird, hat tatsächlich Wirkstoffe drin.

captain-campus-qoute

Auf Nachfrage solltest du in der Apotheke nur Präparate mit tatsächlichen Wirkstoffen bekommen. Wenn du dir dann noch die Bestandteile des Präparats durchliest und einen der oben genannten Wirkstoffe liest, kannst du dir sicher sein, dass die Tabletten auch die gewünschte Wirkung haben werden.

Fazit

Bei Prüfungsangst kann es sich lohnen, kurzfristig zu Medikamenten zu greifen. Neben rezeptpflichtigen Benzos und Betablockern gibt es auch pflanzliche Alternativen wie den Baldrian. Placebos können dir ebenfalls helfen, ihre Anwendung und Nutzen ist aber stark beschränkt. Und nochmal ein Reminder: Wenn du stark mit Prüfungsangst struggelst, kann es nicht schaden, wenn du Hilfe suchst. Bei der psychologischen Studierendenberatung zum Beispiel.

Tipps, wie du besser mit Prüfungsangst umgehen kannst, haben wir natürlich auch schon zusammengestellt. Außerdem könnte es dir helfen, einen Lernplan zu erstellen, um Stress und Angst zu verhindern.

Andere Studis lesen auch