Es ist 16:42 Uhr und deine Abgabe soll bis Mitternacht fertig sein. Dein Word-Dokument: noch leer. Wir alle kennen diese Situation gut. Was wir auch kennen, ist die Verlockung, Wikipedia als Quelle zu zitieren. So schnell und so leicht. Sie ist immerhin die Hauptdarstellerin einer jeden Google-Suche. Also müsste die Seite doch eigentlich eine super Quelle sein – für Lehrende an der Uni nicht. Sehen die Profs Wikipedia als Bedrohung für ihren Job oder steckt mehr hinter dem Meiden der Website?
Kurz gesagt: Es gibt wie überall pro und contra Argumente – eine richtige Nutzung und eben eine falsche. Damit du die Begründungen gut einordnen kannst, erklären wir dir zuerst, wie Wikipedia überhaupt funktioniert.
Wer schreibt das eigentlich?
Im Prinzip können alle bei der Wikipedia mitschreiben, auch du. Ein Klick auf ‚bearbeiten‘ in einem Artikel deiner Wahl und los geht’s! Damit deine Änderung veröffentlicht wird, muss sie ein angemeldeter Benutzer freigeben. Dazu wirbt die Seite mit dem Einstieg in sechs Schritten.
Ums auf den Punkt zu bringen: Anonyme Autor*innen werden anonym kontrolliert und halten sich dabei an ein Set an Regeln. Unter anderem sollten Artikel mit Quellen untermauert sein. Ein sehr intransparentes System, wie man es sonst nur aus der ein oder anderen Regierung kennt.
Faustregel: Alle können für die Wikipedia schreiben. Und das hat eben Vor- und Nachteile.
Theoretisch könnte dein Sitznachbar Lukas aus der letzten LV der Verfasser des Wikipedia-Artikels der Waldohreule sein, oder zumindest von einem Teil. Aber ist Lukas wirklich Experte für Waldohreulen oder lehnt nur ein verstaubtes Tierlexikon für Kinder in seinem Regal?
Pro Wikipedia
Google spuckt in nur 0,57 sec 215 Tausend Ergebnisse für Waldohreule aus. Ganz oben – natürlich Wikipedia. Es kann dir einen guten und schnellen ersten Einblick in ein Thema schaffen. Du findest spannende Fakten, wichtige Teilbereiche oder Schlagwörter. Alles, was eine Literatursuche verkürzen kann – und das klingt wie Musik in den Ohren. Ja, auch in denen von Waldohreulen.
Außerdem kannst du die Quellen unter dem Wikipedia-Artikel als Quellen für deine eigene Arbeit verwenden. Und von dort hangelst du dich dann weiter zum nächsten Artikel und zum nächsten Buch.
Zusätzlich ist die Website ein unparteiischer Diskussionslöser, der oft für wiederkehrende Einigkeit in Freund*innenkreisen sorgt. Aber diese Situation kennst du sicher gut. Lukas wirft einen bizarren Fact in die Runde und bevor die Diskussion zu hitzig wird, wird schnell der passende Wikipedia-Artikel gesucht (und gefunden).
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Contra Wikipedia
Die Anonymität der Seite kann man nicht ignorieren. Wer steckt hinter den Autor*innen und Benutzer*innen? Werden sie von objektiver Expertise geleitet oder doch von speziellen Motiven? Fragen, die hier leider offen bleiben, aber immer wieder in langen Diskussionen im Internet breitgetreten werden. Klar kannst du sehen, wer was geschrieben hat, aber wie viel Vertrauen schenkt man einem Online-Pseudonym?
Und wieso bekommt Lukas an der Uni eine schlechte Note mit Wikipedia im Literaturverzeichnis? Na ja, die Seite hat sich in den letzten Jahren einen unprofessionellen Ruf erarbeitet und wahrscheinlich wirkt es für die Lehrenden auch nach einer wenig bemühten Literaturrecherche. Doch auch an der Uni ist die Ungreifbarkeit der Verfasser*innen ein Grund für das Meiden der Website.
Ein kleiner Exkurs: Sogar Wikipedia warnt vor dem Zitieren der eigenen Seite.
Wikipedia soll man also (nicht?) zitieren
Zusammenfassend gesagt ist die Seite für das wissenschaftliche Arbeiten nur in kleinen Mengen genießbar. Das heißt für den ersten Einblick super, aber im Literaturverzeichnis tabu. Wikipedia soll man also nicht zitieren. Als alltägliches Tool eignet sich die Seite aber super. Ach ja, und falls du in Zukunft mit Lukas über Waldohreulen diskutierst, behalte im Hinterkopf: Er weiß vielleicht mehr darüber als du denkst 😉
Falls du auf der Suche nach mehr Tipps fürs Schreiben an der Uni bist, haben wir die wichtigsten Tools für dich gesammelt und geben dir Tipps und Beispiele für dein nächstes Essay.