Mental Health Barometer 2022: Hälfte der Studierenden keine gute mentale Gesundheit

Wie geht es Studierenden aktuell? Wie steht es um ihre mentale Gesundheit? Diese Fragen haben Studo und Instahelp im aktuellen Mental Health Barometer gestellt. Wir haben die wichtigsten Take-Aways für dich zusammengefasst.

Der Hälfte der Studierenden geht’s mental ziemlich beschissen. Oder genauer: 52 Prozent der Teilnehmenden des aktuellen Mental Health Barometers von Studo und Instahelp beschreiben die eigene mentale Gesundheit als weniger gut bis schlecht. Wir haben uns durch die Ergebnisse der Umfrage gewühlt und für euch die acht spannendsten Take-Aways daraus herausgesucht.

Das Mental Health Barometer 2022 – die Daten

Wie schon im Vorjahr haben Instahelp und Studo auch Ende 2022 wieder Studierende in Deutschland und Österreich nach ihrem aktuellen Wohlbefinden befragt. Insgesamt 8.432 Personen in beiden Ländern haben im November daran teilgenommen, womit die Fehlerspanne bei den Ergebnissen bei nur 5 Prozent liegt. 

Falls dich die Daten interessieren: Zwei Drittel der Teilnehmenden waren weiblich, 30,7 Prozent männlich, der Rest gab andere Geschlechter an oder machtd keine Angabe. Jede*r Vierte studiert im Bachelor (10 Prozent im Master, 7 Prozent im Diplom, nicht mal 1 Prozent im PhD) und ungefähr 45 Prozent waren nicht berufstätig, der größte Rest arbeitet unter 20 Stunden.

1. 52 Prozent haben keine gute mentale Gesundheit

Aber jetzt zu den harten Fakten. Wie gesagt: Ungefähr die Hälfte gibt an, über eine weniger gute bis schlechte mentale Gesundheit zu verfügen. Verglichen mit dem Vorjahr ist dieser Wert ungefähr gleich geblieben, trotz den wesentlich leichteren Bedingungen ohne Lockdowns und Quarantänen.

Bei der körperlichen Gesundheit sind die Studierenden allerdings recht gut dabei. 39 Prozent beschrieben ihre körperliche Gesundheit als sehr gut. Nur 15 Prozent (weniger als die Hälfte) würde das Gleiche allerdings über ihre mentale Gesundheit sagen.

2. Die Lebensqualität hat sich massiv verbessert

Aber wir wollen auch was positives sagen: Während die Mental Health recht stabil schlecht geblieben ist, hat sich die Lebensqualität der Studierenden im Vergleich zum Vorjahr massiv verändert. Damals haben nur 18 Prozent von einer guten Lebensqualität berichtet. 2022 waren es zwei Drittel! 

“Die Lebensqualität der Studierenden ist stark gestiegen – was aus unserer Sicht an mehr sozialen Kontakten und weniger Isolation liegt“, sagt Studo-Geschäftsführer Lorenz Schmoly mit Blick auf die Daten. Ja, was es ausmacht, wenn man nicht mehr den ganzen Tag im WG-Zimmer und auf Zoom eingesperrt ist.

3. Frauen geht’s schlechter als Männern

Insgesamt scheint es den Frauen an der Uni schlechter zu gehen als den Männern. Die Daten von Instahelp und Studo sprechen sogar davon, dass ihr Gesundheitszustand (sowohl mental als auch körperlich) “signifikant schlechter” ist. Und auch ihre Lebensqualität schätzen sie weniger gut ein als die Männer.

Im Kontrast würden die Teilnehmerinnen allerdings eher Hilfe bei Problemen annehmen als die Teilnehmer. Woran diese Unterschiede liegen, ergab sich allerdings nicht aus der Umfrage.

4. Die meisten Studierenden vom Studium gestresst

Insgesamt gaben vier in fünf Teilnehmenden an, sie wären stark gestresst von ihrem Studium. Die am häufigst genannten Faktoren sind 

  • Überforderung und Arbeitsaufwand im Studium (52.5 Prozent), 
  • die eigene finanzielle Situation und Teuerungen (36.5 Prozent), 
  • psychische Probleme (36 Prozent) 
  • und Prüfungen (35.9 Prozent).

5. Pandemie und Krieg als Belastung

Aber nicht nur das Studium belastet die Teilnehmenden psychisch, sondern auch die weiter andauernde Pandemie und das aktuelle Weltgeschehen. Und auch wenn sich beide laut eigenen Angaben weniger auf die Studienleistung auswirken, so sagen doch 52 Prozent, die Pandemie beeinträchtigt sie in ihrer mentalen Gesundheit. Über 60 % sagen das gleiche über die aktuellen Weltgeschehnisse.

6. Mental Health gleich wichtig wie körperliche Gesundheit

Das Bewusstsein für Mental Health ist ganz klar vorhanden. Insgesamt drei Viertel der Teilnehmenden gaben an, dass Mental Health für sie gleich wichtig ist wie körperliche Gesundheit. Klingt am Papier schön und gut, aber dennoch nehmen sie sich nur bis zu maximal einer Stunde pro Woche Zeit, um sich um ihr mentales Wohlbefinden zu kümmern. Im Kontrast: Für die körperliche und soziale Gesundheit sind es bis zu 2 bis 5 Stunden pro Woche. 

7. Mentale Probleme als Tabuthema

Der wenige Fokus auf die eigene mentale Gesundheit kann auch damit zusammenhängen, dass weniger als ein Drittel das Gefühl hat, in der Gesellschaft nicht über Probleme mit der Mental Health sprechen zu können. Der Rest der Teilnehmenden nimmt sie als gesellschaftliches Tabuthema wahr.

8. Neun von Zehn würden professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Zum Abschluss: Fast alle Studierenden (86 Prozent) geben an, sie würden bei mentalen Problemen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Das Problem: die Kosten. Die stehen der eigenen Gesundheit dann doch teilweise im Weg. Auf die Frage, welche Hilfsangebote sie in Anspruch nehmen würden, wenn die Kosten keine Rolle spielten, kamen diese Punkte als die Top 5 heraus:

  1. Coaching, psychologische Behandlung, Psychotherapie vor Ort
  2. Psychologische Studierendenberatung
  3. Psychologische Online-Beratung
  4. Selbstrecherche
  5. Selbsthilfe (z. B. Meditationsapps)

Aus Kostengründen greift fast die Hälfte aktuell auf Selbstrecherche zurück und weitere 28 Prozent nutzt Selbsthilfe wie Meditationsapps. Fast ein Drittel gibt an, aktuell noch gar keine Unterstützungsangebote genutzt zu haben. “Der Hilferuf nach professioneller Unterstützung wird immer lauter, aber diese muss für Studierende leistbar sein“, fordert passend dazu auch Instahelp-Geschäftsführerin Bernadette Frech.

Die wichtigsten Daten in einer Grafik

Belastendes Fazit?

Wir halten das Fazit kurz: Studis geht’s mies. Oder um Bernadette Frech von Instahelp zu zitieren: „Das Bild des Studierendenlebens ist oft ein romantisches. Die Realität zeigt aber, dass Studierende psychisch belastet sind.” 

Druck durch Studium, finanzielle Probleme, Stress und teilweise auch immer noch die Pandemie wirken sich auf die geistige Gesundheit aus. Gleichzeitig ist das leistbare psychologische Unterstützungsangebot bei weitem nicht ausreichend. Aber wir wollen dich hier nicht so allein im Regen stehen lassen. Es gibt nämlich sehr wohl Unterstützung:

Da gibt es zum Beispiel die psychologische Studierendenberatung und auch Instahelp und Studo bieten mit dem Mental Health Chat eine leistbarere Alternative zu klassischer Psychotherapie. Es gibt auch immer die Möglichkeit mit Menschen in deinem Umfeld zu sprechen, denen du vertraust. Friends und Family zum Beispiel. Allerdings muss gesagt sein, dass du dich bei Problemen unbedingt nach Hilfe umschauen solltest. Wenn du auf der Suche nach Möglichkeiten zur Stressbewältigung im Studium bist, haben wir ein paar Tipps für dich gesammelt und wir erklären dir auch, woran deine Antriebslosigkeit im Studium liegen kann.

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